Sonntag, 16. August 2009

Als Mülheim das Wasser bis zum Hals stand - Ein Rückblick auf das große Unwetter vom 15. August 1954

Regen, Sturm und tropische Hitze. Da denkt man an den Klimawandel oder an Rudi Carells Lied: "Wann wird es mal wieder richtig Sommer?" So geht der 15. August 1954 als der Tag in die Mülheimer Geschichte ein, an dem der große Regen kam. Zwischen vier Uhr morgens und dem späten Nachmittag registriert das Wetteramt für Mülheim 130 Millimeter Niederschlag. Danach sehen weite Teile der Stadt, wie eine Seenlandschaft aus.

Besonders hart werden das Rumbachtal und die Stadtmitte getroffen. Das Wetteramt spricht von der größten Unwetterkatastrophe, die die Stadt seit 1891 erlebt hat. Straßen werden überschwemmt und von den Wassermassen aufgerissen. Böschungen rutschen ab. Mauern stürzen ein. Gehwege werden unterspült. Weil auch Starkstromstationen und Kabelschächte plötzlich unter Wasser sind, kommt es zeitweise zu Stromausfällen und Unterbrechungen der Telefonverbindungen. Straßenbahnen müssen angesichts der Wassermassen aus dem Verkehr gezogen werden. Viele Straßen sind nicht mehr passieren.

Die Einsatzkräfte des Tiefbauamtes, privater Baufirmen, aber auch der Feuerwehr und der Polizei sind pausenlos im Einsatz, um technische Nothilfe zu leisten. Doch, wo anfangen. In Mülheim bekommen die Menschen an diesem sintflutartigen Regentag nicht nur nasse Füße. Auch in Fabriken zerstört das Wasser Lagerbestände und Maschinen. Angesichts überfluteter Felder spricht die Lokalpresse von "gelben Meeren". Und überall bekommen die Lokalreporter immer wieder zu hören: " So etwas haben wir hier noch nicht erlebt."

Oberbürgermeister Heinrich Thöne, Stadtdirektor Friedrich Freye und der Leiter des Tiefbauamtes, Baurat Mertens, werden an diesem Sonntag, an dem Kirch- und Spaziergang wegen höherer Gewalt ausfallen müssen, zum wandelnden Krisenstab. Sie eilen von einem Krisenherd zum nächsten. Am Tag nach dem großen Regen treffen sich Thöne, Freye und Mertens mit den Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates im Rathaus zur Krisensitzung. In seinem vorläufigen Schadensbericht, eine genaue Schadensbilanz gibt es damals noch nicht, spricht Tiefbauamtschef Mertens von stadtweit 18 Großschäden. Zumindest in Mülheim ist aber kein Menschen den Regenfluten zum Opfer gefallen.

Schnell wird klar: Die Schäden gehen in die Millionen. Sie zu beheben, wird Wochen in Anspruch nehmen und nicht ohne finanzielle Hilfe des Landes gelingen.

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