Sonntag, 13. Dezember 2009

Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde an der Auerstraße feiert ihren 100. Geburtstag


Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde an der Auerstraße feiert an diesem Wochenende ihren 100. Geburtstag. Ich sprach mit ihrem Pastor Helmut Venzke über die Entwicklung und das Profil seiner Gemeinde.

Wie ist Ihre Gemeinde entstanden?
Wir sind vor 100 Jahren aus einer Partnerschaft mit freikirchlichen Gemeinden in Oberhausen und Duisburg entstanden. Damals kamen viele junge Menschen auf der Suche nach Arbeit hierher, angezogen von Kohle und Stahl. Das erste Gemeindezentrum war eine Wohnung im Hinterhof an der Auerstraße 22. Weil die Gemeinde schnell wuchs, wurde es aber sehr schnell zu klein. Zwischenzeitlich fand die Gemeinde einen größeren Raum im Gefängnis, ehe sie 1914 auf unserem heutigen Grundstück an der Auerstraße 59 eine Kapelle errichten konnte. Diese Kapelle wurde aber im Zweiten Weltkrieg ebenso zerstört und wieder aufgebaut wie ein von der Gemeinde errichtetes Wohnhaus, das später als Jugendhaus genutzt wurde. Weil der Raumbedarf weiter wuchs, hat man Schritt für Schritt Grundstücke und 1983 eine alte Krupp-Villa an der Auerstraße 65 dazu gekauft.

Warum haben Sie Ihr altes Gemeindezentrum 2008 dann noch einmal um einen modernen Anbau erweitert?
Wir haben versucht, alle Räume des Gebäudes so ineinander zu integrieren, dass sie auch für Senioren so zu erreichen sind, dass sie keine Stufen steigen müssen. Wir haben in das neue Gebäude dann auch einen Aufzug und ein Behinderten-WC eingebaut.

Die beiden großen christlichen Kirchen bauen derzeit eher ab und sparen ein. Sie bauen aus. Wie ist das zu erklären?
Die Gemeinde hat natürlich lange gespart, um neu etwas bauen zu können. Auch Freikirchen schrumpfen und wachsen mal. Wir legen aber Wert darauf, dass wir Gemeindemitglieder haben, die sich ganz bewusst dafür entscheiden, zur Gemeinde und zu Jesus Christus zu gehören und damit ihr Leben nach biblischen Maßstäben auszurichten. Deshalb taufen wir auch keine Kinder, sondern Erwachsene. Das ist eine persönliche Entscheidung, die nicht immer leicht ist und die Auswirkungen hat auf den Geldbeutel, auf die Mitarbeit und das Feuer der Leute, die hier gerne da sind, mitmachen und wieder Freunde mitbringen.

Worin unterscheiden Sie sich als Freikirche von evangelischen und katholischen Gemeinden?
Von der Theologie her sind wir evangelische Christen, von der Struktur her eine Freikirche. Die Gemeinde ist autonom und entscheidet selber, muss aber das, was entschieden wird, dann auch selbst bezahlen. Jedes Mitglied spendet so viel, wie es glaubt, leisten zu können. Wir haben damit die Möglichkeit, über Räume und Finanzen selbst zu entscheiden. Deshalb setzen wir uns einmal im Jahr hin und stellen unseren Haushalt auf, so dass jedes Gemeindemitglied eigenverantwortlich mitentscheiden muss.

Wie würden Sie das Profil Ihrer Gemeinde beschreiben?
Die im Neuen Testament zu findende Priesterschaft aller Gläubigen hat sich unsere Gemeinde sehr stark auf ihre Fahnen geschrieben. Nicht nur die Hauptamtlichen und Kleriker bauen Gemeinde, sondern auch die sogenannten Laien, die einen normalen Beruf haben und in ihrer Freizeit Zeit investieren, um leitende Tätigkeiten zu übernehmen oder, wie jetzt, beim Umbau zu helfen.

Haben Sie nur engagierte Gemeindemitglieder?
Wenn es denn so wäre. Auch wir haben Mitglieder, die sich der Gemeinde wieder entfremden. Doch Freikirche heißt: Man kommt freiwillig dazu und ist frei, auch wieder zu gehen. Sicher ist unsere Gemeinde sehr familiär, weil wir auch in Hauskreisen Menschen anregen, ihre eigenen Erfahrungen mit Gott zu machen.

Zur Person:

Der vierfache Vater Helmut Venzke (53) ist als Gemeindepastor schon viel herumgekommen. Nachdem er zunächst Biologie und Chemie studieren wollte, wandte er sich später durch „eine persönliche Begegnung mit Gott” der Theologie zu und wurde Seelsorger. Zunächst leitete er evangelisch-freikirchliche Gemeinden in Nordfriesland, Süd-Bayern und Düsseldorf, ehe er vor fast acht Jahren als Pastor die Leitung der heute 230 Mitglieder starken evangelisch-freikirchlichen Gemeinde an der Auerstraße 59-65 übernahm. Erst im vergangenen Jahr hat die Gemeinde ihr Zentrum um- und ausgebaut. Seit 1995 pflegt die Gemeinde freundschaftliche Kontakte zur Gemeinde der messianischen Juden in der Partnerstadt Kfar Saba. Deshalb gehörte auch deren Pastor Tony Sperandeo zu den Ehrengästen der Jubiläumsfeierlichkeiten.


Weitere Informationen im Internet unter www.efg-muelheim.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wo die Kumpel zuhause waren

  Der Mülheimer Bergbau ist Geschichte. 1966 machte mit Rosen Blumen gelle die letzte Zeche dicht Punkt Mülheim war damals die erste Bergbau...