Mittwoch, 9. Dezember 2009

Wie eine starke Frau und das St. Marien-Hospital Menschen in Mali helfen



Birgit Biehl liebt Afrika. Warum kann sie gar nicht genau sagen. "Das ist eine Passion oder vielleicht auch genetisch bedingt", scherzt sie. Vielleicht hat die 65-Jährige, die inzwischen alle Länder Afrikas bereist hat, in einem früheren Leben mal in Afrika gelebt. Wer weiß?
Auf einer ihrer Afrika-Reisen traf die inzwischen pensionierte Pädagogin in der Sahara, nördlich von Timbuktu, ihren Kollegen Mohamed Haidra. Etwa zehn Jahre ist das her. Nachdem man mit vereinten Kräften seinen liegengebliebenen Wagen wieder flott bekommen hatte, lud er sie ein, ihn in sein Dorf, das im Osten Malis gelegene Gani-Dah zu begleiten. Dort führte er ihr seine Grundschule vor, ein Schulhaus ohne Tische, Stühle und Fußböden.

Der Anblick des maroden Schulgebäudes ließ Biehl nicht ruhen. Die Studiendirektorin, die bis zu ihrer Pensionierung am Niederrhein-Kolleg in Oberhausen Deutsch und Französisch unterrichtete, mobilisierte ihre privaten Netzwerke, aus denen inzwischen ein kleiner, aber effektiver eingetragener Verein geworden ist. Der brachte durch Spenden das Geld für den Wiederaufbau der Grundschule von Gani-Dah auf, die jetzt wieder von 300 Kindern besucht werden kann. Vor dem Wiederaufbau mit Biehls Hilfe waren es nur noch 100 Schulkinder gewesen,

Dem Schulbau folgte ein Brunnenbau und die Errichtung einer Gesundheitsstation sowie die Anschaffung von Hirsemühlen und Solarkochern. "Da viele Männer das Dorf verlassen haben, um wo anders ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder eine neue Familie zu gründen, gibt es in Gani-Dah viele Frauen, die den Lebensunterhalt für ihre Kinder und sich alleine verdienen müssen. Mit Hilfe einer Hirsemühle und eines Solarkochers können sie zum Beispiel auf dem Markt Hirse verkaufen oder ein kleines Restaurant eröffnen. 29 Frauen haben so inzwischen Zugang zu Kleinkrediten erhalten", beschreibt Biehl die Dynamik des Entwicklungsprozesses.

Nachdem sich die ersten sichtbaren Erfolge eingestellt hatten, wurde auch der Provinzgouverneur auf das 4000 Einwohner zählende Dorf Gani-Dah aufmerksam und sorgte für die eine oder andere staatliche Hilfestellung. 2005 stieß dann auch das St. Marien-Hospital zum Unterstützerkreis für Gani-Dah. Biehls ehemalige Schülerin, die am St. Marien-Hospital ausgebildete Krankenpflegerin Karin Holtkamp warb damals mit Erfolg bei ihren Kollegen für die Unterstützung des Projektes. Nachdem sie das Haus verlassen hat, sammelt jetzt ihr Kollege Oliver Wonschik zweimal jährlich auf den Stationen des St. Marien-Hospitals. Er schätzt, dass so seit 2005 insgesamt 2000 Euro für Gani-Dah zusammengekommen sind. Wurde anfangs vor allem für Medikamente und medizinische Geräte zugunsten der Gesundheitsstation von Gani-Dah gesammelt, so fließen die Spenden jetzt in die Krankenpflegeausbildung von Hassana Tolofoudie.

Mit Hilfe der Spenden seiner etwa 60 Unterstützer aus dem Kollegium des St. Marien-Hospitals konnte er im Herbst 2008 am staatlichen Institut L’Apotheóse in Malis Hauptstadt Bamako seine Ausbildung zum Krankenpfleger beginnen. Dank der Mitarbeiterspenden aus dem St. Marien-Hospital kann er die jährlichen Studiengebühren von 500 Euro bezahlen und nach seinem Examen im Sommer 2011 die Leitung der Gesundheitsstation von Gani-Dah übernehmen. "Dann wird er eine fundierte medizinische Grundausbildung haben, die ihm erlaubt, mehr zu tun als Wunden zu verbinden und Vitaminspritzen zu verabreichen," freut sich Biehl. "Was mich fasziniert hat ist die Tatsache, dass man dort mit wenigen und ganz einfachen Mitteln ganz viel bewegen kann", schildert der 25-jährige Lukas Tolzmann seinen persönlichen Eindruck. Tolzmann, der am St. Marien-Hospital zum Krankenpfleger ausgebildet wurde und inzwischen Medizin studiert, hatte 2007 ein dreimonatiger Praktikum als medizinischer Assistent am für Gani-Dah zuständigen Kreiskrankenhaus in Bankass absolviert.

Birgit Biehl, die inzwischen drei Monate pro Jahr in Gani-Dah arbeitet, sei es als Lehrerin in der Grundschule oder als Helferin und Beraterin bei der Feldarbeit, garantiert dafür, dass jeder Euro für ihre Entwicklungshilfe im Osten des bitterarmen Malis, ohne Verwaltungskosten, zu 100 Prozent für die gute Sache verwandt wird. Die Hilfe, die sie und ihre Mitstreiter in Gani-Dah leisten, respektive, durch ihre Spenden erst möglich machen, stellt sie am kommenden Freitag, 11. Dezember, um 12 Uhr im Bildungszentrum des St. Marien-Hospitals vor. Weitere Informationen im Internet unter: http://www.gani-dah.de/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wo die Kumpel zuhause waren

  Der Mülheimer Bergbau ist Geschichte. 1966 machte mit Rosen Blumen gelle die letzte Zeche dicht Punkt Mülheim war damals die erste Bergbau...