Mittwoch, 2. Juni 2010

Was einem Fachmann für Suchtvorbeugung zum Weltnichtrauchertag einfällt

Am 31. Mai war Weltnichtrauchertag. Deshalb haben die in der Suchtvorbeugung tätige Ginko-Stiftung und Saarner Gesamtschüler mit einer Mitmachausstellung und einer Luftballonaktion im Forum Überzeugungsarbeit leisten, damit die Zahl der Nichtraucher weiter steigt. Für die NRZ sprach ich im Vorfeld der Aktion mit Ginko-Mitarbeiter Norbert Kathagen Der 51-jährige Pädagoge und Sozialarbeiter war selbst 20 Jahre geraucht hat, ehe er zum Nichtraucher wurde, über Raucher und Nichtraucher.

Ist Rauchen heute noch cool?

Gott sei Dank gibt es eine Entwicklung in die Richtung, dass es immer weniger cool wird. Seit 2001 lässt der Tabakkonsum deutlich nach.Frage: Worauf ist das zurückzuführen?Antwort: Seit einigen Jahren wird in Schulen verstärkt zum Thema Nichtrauchen gearbeitet. Außerdem hat der Gesetzgeber das Alter, ab dem Rauchen erlaubt ist, auf 18 Jahre erhöht, weil man sieht: Das ist für Jugendliche schwierig, die bekommen das nicht in den Griff. Auch die Nichtraucherschutzgesetze und eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit haben die Leute für das Thema sensibilisiert und die Schädlichkeit des Rauchens verstärkt ins Bewusstsein gebracht.Frage: Warum greifen manche Jugendliche trotzdem zur Zigarette? Antwort: Der eigentliche Reiz liegt oft nicht im Rauchen selbst, sondern hat mit der Persönlichkeitsentwicklung des Jugendlichen zu tun. Es geht um den Reiz des Verbotenen, darum, Grenzen auszutesten und sich erwachsen zu fühlen. Außerdem kommt man leicht an Zigaretten heran. Und das Rauchen wirkt erst mal undramatisch.

Wie werden Kinder und Jugendliche zu einem von bundesweit derzeit 18 Millionen Rauchern?

Das durchschnittliche Einstiegsalter für Raucher liegt bei 12,3 Jahren, wobei der Anteil der jugendlichen Raucher in den letzten neun Jahren von 27 auf 15 Prozent gesunken ist. Es macht also Sinn in diesem Alter mit der Suchtprävention zu beginnen. Da wo Kinder und Jugendliche das Rauchen als normal erleben, weil im Elternhaus oder im Freundeskreis geraucht wird, sind sie auch selbst eher geneigt, zur Zigarette zu greifen. Umgekehrt ist es deutlich einfacher, beim Nichtrauchen zu bleiben, wenn Eltern und Freunde nicht rauchen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Herkunft, Bildung und Rauchen?

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Schulformen und der Neigung zu rauchen. Im gymnasialen Bereich gibt es nachweislich weniger Raucher als im Hauptschulbereich. Studien weisen darauf hin, dass der Bildungsfaktor der Eltern eine große Rolle spielt, weil die das Nichtrauchen vorleben oder nicht. Entscheidend ist, ob Kinder das Rauchen oder Nichtrauchen als normal erleben.

Was wollen Sie mit Ihrer heutigen Aufklärungsaktion erreichen?

Wir wollen die Bezugspersonen von Jugendlichen, ob Eltern, Lehrer oder Erzieher sensibilisieren, damit die Regeln in Elternhäusern, Schulen und Jugendheimen eingehalten werden und Jugendliche dort das Rauchen als Normalfall erleben. Wir wollen aber auch konkret mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, damit sie eine kritische Einstellung zum Rauchen entwickeln.

Dieser Text erschien am 31. Mai 2010 in der NRZ

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