Dienstag, 27. August 2013

Als die D-Mark noch geholfen hat - Bei einer Wahlkampfveranstaltung der Alternative für Deutschland wurden die Zukunftsängste der bürgerlichen Mitte an- und ausgesprochen

Donnerstagabend im Dümptener Treff. Etwa 40 Bürger sitzen bei Bier, Wasser und Apfelschorle und diskutieren über die Zukunft von Euro und Europa und darüber, warum sich Deutschland bei der Zuwanderungspolitik ein Beispiel an Kanada nehmen sollte.


Dass dort Zuwanderer mit einem Punktesystem bewertet werden und nur dann ins Land dürfen, wenn sie die Sprache beherrschen, ihren Integrationswillen nachweisen können und mit ihre berufliche Qualifikation eine Lücke schließen, empfindet man als Vorbild.

Wir sind bei einer Versammlung der Alternative für Deutschland. Das Publikum ist gut bürgerlich. Viele Ärzte, Ingenieure, Unternehmensberater oder Beamte sind im Raum, meistens Männer aus den reiferen Jahrgängen, eine Hand voll Frauen und nur ein Teilnehmer scheint unter 30 zu sein. Einige Gesichter hat man auch schon bei der CDU, bei der FDP oder im Dümptener Bürgerverein gesehen. Ein Mann bezeichnet sich als Ex-SPD-Wähler.

Es wird engagiert diskutiert und zugehört. Jeder darf ausreden, auch, wenn er nicht mit der Mehrheitsmeinung konform geht, wie etwa ein Polizeibeamter, der sich für eine europäische Zentralregierung ausspricht, um die wirtschaftlichen Wackelkandidaten auf Kurs zu bringen. AFD-Bundestagskandidat Martin Fritz, der an diesem Abend mehr zuhört als spricht, formuliert die Mehrheitsmeinung im Raum, wenn er sagt: „Auch vor dem Euro hat es Frieden in Europa gegeben. Und ich fürchte, dass es erst zu großen nationalen Auseinandersetzungen kommen könnte, wenn es wirtschafts- und finanzpolitisch in Europa so weiter geht.“

Wie er glauben die meisten hier, dass EU-Länder wie Italien und Griechenland auch künftig nicht auf ihre finanz- und wirtschaftspolitische Souveränität verzichten werden und am deutschen Wesen genesen wollen.

Stattdessen wird darüber diskutiert, ob Griechenland nicht besser zu einer eignen Währung zurückkehren sollte und sich Länder mit einer vergleichbaren Wirtschaftspolitik, wie Deutschland, die Niederlande, Finnland und Österreich, einen gemeinsamen Währungsraum in der EU bilden sollten. „Mir selbst geht es gut, aber ich habe Angst um die Zukunft meiner Enkel“, erklärt ein 72-Jähriger, warum er jetzt bei der AFD aktiv ist. Und ein Arzt erinnert sich wehmütig an die Zeit, als Europa nicht nur kulturell, sondern auch wirtschafts- und währungspolitisch noch bunter war. „Damals“, so erzählt er, „wurde einem beim Urlaub in Italien mit der D-Mark noch Tür und Tor geöffnet. Doch heute werden deutsche Frauen in Italien oder Griechenland schon mal als ,Du Merkel’ beschimpft.“

Dieser Text erschien am 24. August 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung

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