Freitag, 16. August 2013

Der neue Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes, Klaus-Jürgen Wolf will als kreativer Quereinsteiger nicht nur gestalten und begeistern, sondern auch zuhören, um Potenziale zu heben

Ehe er am 1. Juli die Nachfolge von Helmut Storm antrat, hatte Klaus-Jürgen Wolf nichts mit dem Roten Kreuz zu tun. Jetzt steht der 48-jährige Diplom-Kaufmann als Kreisgeschäftsführer an der Spitze des Mülheimer DRKs. Eine Zeitungsanzeige wies ihm den Weg zu seiner neuen Aufgabe. In seiner neuen Funktion trägt Wolf Verantwortung für 40 hauptamtliche und rund 400 ehrenamtliche Mitarbeiter.


„Ich kann zuhören,“ beschreibt der neue DRK-Geschäftsführer seine wichtigste Stärke. Das Zuhören ist für ihn die Voraussetzung dafür, „um die Stärken von Menschen zu erkennen und ihre Potenziale zu heben.“ Wie das im Einzelfall funktioniert, kann und will der Mann an der Spitze des Mülheimer DRKs nach gut einem Monat im Amt noch nicht sagen. Aber er hat sich fest vorgenommen, den ehrenamtlichen Helfern mehr Anerkennung zu verschaffen und als hauptamtlicher Geschäftsführer dort, wo es notwendig ist, ehrenamtliche Mitarbeiter in Leitungsfunktionen zu entlasten. Dabei denkt Wolf zum Beispiel an die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder oder an die ehrenamtliche Kreisbereitschaftsleitung des Roten Kreuzes.

Müsste das DRK die Arbeit bezahlen, die seine Ehrenamtlichen zum Beispiel im Rettungsdienst, bei Krankentransporten, in der Kleiderkammer, beim Hausnotruf, bei der Wasserwacht oder beim Essen auf Rädern leistet, so hat Ökonom Wolf ausgerechnet, müsste der Kreisverband rund 60 Vollzeitstellen schaffen. So ist der Einsatz seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter für das Mülheimer DRK im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar.

Und der neue hauptamtliche Chef des Roten Kreuzes lässt keinen Zweifel daran, „dass wir uns als Kreisverband nur dann für die Zukunft fit machen können, wenn wir auch in Zukunft Nachwuchs für diese ehrenamtliche Arbeit gewinnen und stärker als bisher in der Öffentlichkeit deutlich machen, was wir wie und wo als Rotes Kreuz in Mülheim leisten.“ Nur so, glaubt Wolf, „können wir Menschen für unsere Sache begeistern und nicht nur ehrenamtliche Mitarbeiter, sondern auch wieder mehr Fördermitglieder gewinnen.“ Denn deren Zahl ist in den letzten sechs Jahren von 4317 auf jetzt 3712 zurückgegangen.

Auch wenn Wolf, der zuletzt als Geschäftsführer für eine in Mainz ansässige Personalberatungsgesellschaft tätig war und davor als Vertriebsmanager für einen großen Bushersteller gearbeitet hat, als Neuling zum Roten Kreuz kommt und sich selbst als “Quereinsteiger“ sieht, begreift er seine Bewerbung auf den Chefposten des Mülheimer Sozialverbandes doch als konsequente Weiterentwicklung seines beruflichen Werdegangs.

Denn der Ökonom mit Managementerfahrung hat auch eine soziale Seite, die er jetzt auch stärker in seinen Beruf einbringen und mit seinen kaufmännischen und organisatorischen Fähigkeiten verknüpfen kann. Denn neben seinem Beruf leitet der dreifache Vater, der mit seiner Familie in Willich lebt, als ehrenamtlicher Geschäftsführer den Trägerverein eines Waldorfkindergartens, den seine jüngste Tochter besucht. Als junger Mann hat Wolf nach dem Abitur in seiner Heimatstadt Krefeld seinen Zivildienst bei der Mobilen Altenhilfe des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes abgeleistet und sich anschließend als ehrenamtlicher Mitarbeiter in einem Dritte-Welt-Laden und in einer Behindertenwerkstatt engagiert. Mit und für Menschen zu arbeiten, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, hat seine Persönlichkeitsentwicklung aus seiner Sicht ebenso geprägt und befördert wie seine erste hauptamtliche Stelle als Geschäftsführer des damals 2000 Mitglieder zählen Werksskiclub von Bayer Uerdingen, der ein eigenes Hotel betrieb. Damals musste er bereits das leisten, was auch in seinem neuen Hauptamt von ihm gefordert wird, nämlich die Kooperation von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter zu optimieren. Damals trug Wolf bereits Verantwortung für 20 hauptamtliche Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro.

„Mein aktuelles Ehrenamt in Willich werde ich aber nur noch so lange ausüben, bis meine Tochter den Kindergarten verlässt. Das wird etwa in einem Dreivierteljahr der Fall sein“, macht Wolf deutlich, dass er sich voll auf sein Hauptamt in Mülheim konzentrieren will. Langfristig kann er sich auch vorstellen, mit seiner Familie nach Mülheim zu ziehen. Die Ruhr, die mitten durch die Stadt fließt, begeistern ihn ebenso wie einige schönen Wohnquartiere und Straßencafés. Aber auch Schattenseiten, wie ausbesserungsbedürftige Straßen oder Ladenleerstände hat er schon registriert.

Das erste Groß-Projekt wartet schon:

Das größte Projekt, das der an den Hochschulen in Tübingen und Mönchengladbach ausgebildete Diplom-Kaufmann Klaus Jürgen Wolf gleich zum Start seiner Amtszeit als Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes managen muss, ist der Bau eines neuen Hilfeleistungszentrums auf dem Gelände der alten Feuerwache an der Aktienstraße.


Das Projekt, in das das Rote Kreuz rund 2,5 Millionen Euro investieren wird, soll, laut Wolf, voraussichtlich bis Ende 2014 realisiert werden. Das Hilfeleistungszentrum an der Aktienstraße wird das neue Hauptquartier sein, in dem das DRK seine Aktivitäten konzentriert und koordiniert. Daneben soll künftig nur der Standort Hansastraße als Schulungszentrum erhalten bleiben, während sich der Kreisverband von seiner jetzigen Geschäftsstelle an der Löhstraße und von seiner Nebenwache an der Heinrichstraße trennen wird.

Dieser Text erschien am 14. August 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wo die Kumpel zuhause waren

  Der Mülheimer Bergbau ist Geschichte. 1966 machte mit Rosen Blumen gelle die letzte Zeche dicht Punkt Mülheim war damals die erste Bergbau...