Donnerstag, 3. Oktober 2013

Der Euro bleibt: Chefsvolkswirt der Deka-Bank macht Anlegern bei einer Informationsveranstaltung der Sparkasse Mut:

Wie geht es mit dem Euro weiter und wie sicher ist unser Geld? Das wollten am Montag 190 Sparkassenkunden in der Hauptgeschäftsstelle am Berliner Platz vom Chefvolkswirt der zur Sparkassengruppe gehörenden Deka-Bank erfahren. Holger Bahr beantwortete die wichtigste Frage des Abends gleich zum Auftakt seines faktenreichen und kurzweiligen Vortrages: "Wenn Sie mich fragen, ob es den Euro in zehn Jahren noch geben wird, dann sage ich Ja", lautete seine vorweggenommene Quintessenz.
Seit einem Jahr steht für Bahr fest, dass die Regierungen der 17 Euro-Staaten, die Europäische Zentralbank, aber auch der Internationale Währungsfond langfristig mit dem Euro rechnen und der Aufspaltung in einen Nord- und einen Süd-Euro eine Absage erteilt haben. Die Euro-Zone sieht der Volkswirt jetzt auf Konsolidierungskurs. "Das wird ein langer Weg und das wird nicht immer schön, aber das ist alternativlos", betont der Deka-Banker.
Bahr glaubt, dass die finanzielle Solidarität, die Deutschland und andere wirtschaftlich stabile Nord-Länder mit den wirtschaftlich schwachen Südländern üben in ihrem eigenen Interesse ist, da ein starkes wirtschaftliches Nord-Süd-Gefälle in der Währungsunion auf Dauer nicht tragbar wäre. Im Gegenzug müssten die Südländer aber die Anpassungsleistung bewältigen, die Deutschland bereits mit der Agenda 2010 erbracht habe, um ihre Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Erste positive Anzeichen dafür sieht er, trotz hoher Arbeitslosigkeit, in Spanien. "Hier hat man die Lohnstückkosten gesenkt", so Bahr, "und inzwischen wachsen die Exporte wieder langsam an."
Das Geld der Sparer und Anleger sieht der Deka-Volkswirt derzeit nicht von der Inflation, die aktuell bei 1,7 Prozent liege, bedroht. Das eigentliche Risiko sieht er darin, dass Sparer und Anleger in der auch mittelfristig anhaltenden Niedrigzinsphase mit ihren sicheren, aber gering verzinsten Bundesanleihen, Sparbüchern oder Tagegeldkonten, die "durchschnittliche Inflationsrate von zwei Prozent nicht schlagen können" und deshalb einen schleichenden Vermögensverlust erleiden. Deshalb rät er ihnen, abhängig von ihrer persönlichen Risikobereitschaft, auch auf Aktien und auf Anleihen wirtschaftlich aufstrebender Schwellenländer (wie Indien, China oder Brasilien) zu setzen, die derzeit drei Viertel des weltwirtschaftlichen Wachstums trügen.
Die Länder der Euro-Zone, denen Bahr, derzeit nur ein Wirtschaftswachstum von maximal 1,5 Prozent zutraut, werden nach seiner Ansicht auf Dauer nur wettbewerbsfähig bleiben, "wenn wir auf technischen Fortschritt setzen und uns die Wachstumsphantasie für Produkte bewahren, die wir jetzt noch nicht kennen, die uns aber in Zukunft begeistern und wirtschaftlich voranbringen können."
Dieser Text erschien im September 2013 in der Mitarbeiterzeitschrift der Mülheimer Sparkasse

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