Montag, 27. Januar 2014

Ein vergessenes Datum oder: Warum wir uns auch heute an den Ersten Weltkrieg erinnern sollren


11.11. Bei diesem Datum denken viele Deutsche an den  Beginn des Karnevals Karneval oder an Sankt Martin, aber nicht an den Tag des Waffenstillstandes, der am 11. November 1918 den Ersten Weltkrieg beendete, in dem 1,8 Millionen deutsche und insgesamt 9 Millionen Soldaten ihr Leben verloren. Der Tag ist bei uns, anders als in Großbritannien oder Frankreich aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Das liegt natürlich auch daran, dass der 11. November 1918 in Frankreich und Großbritannien als Tag eines Sieges gefeiert werden kann, während man sich in Deutschland an eine verheerende und folgenschwere Niederlage erinnern muss. Und wer tut das schon gerne. Der Gefallenen des Ersten Weltkrieges wird heute, wenn überhaupt, nur noch am Volkstrauertag gedacht, und dann auch nur am Rande.

Unsere Erinnerungskultur wird heute immer noch von der Katastrophe der Nazizeit und des Zweiten Weltkrieges beherrscht. Das hat gute Gründe. Denn mit dem Gedenken an diese dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte haben wir als Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten ein menschliches und moralisches Trauma aufarbeiten müssen.

Dennoch täten wir gerade vor diesem Hintergrund gut daran, das Ende des Ersten Weltkrieges und damit den Beginn der ersten demokratischen und parlamentarischen Republik auf deutschem Boden in unser historisches und politisches Bewusstsein aufzunehmen. Denn Hitler und der Zweite Weltkrieg sind nicht ohne die Folgen des Ersten Weltkrieges zu verstehen. Und nur wer sich mit dem 11. November 1918 und seinen politischen Folgen auseinandersetzt und sie verinnerlicht, versteht, wie lebensnotwendig aktive Demokraten für eine Demokratie und die europäische Integration war, ist und bleiben wird. Denn nur wer die Geschichte des 11. November 1918 kennt, weiß: Nur wenn es unseren Nachbarn gut geht, wird es auch uns auf Dauer gut gehen.

Dieser Text erschien als Gastkommentar am 30. Dezember 2013 in der Wochenzeitung Das Parlament

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