11.11. Bei diesem Datum denken viele Deutsche an den Beginn des Karnevals Karneval oder an Sankt
Martin, aber nicht an den Tag des Waffenstillstandes, der am 11. November 1918
den Ersten Weltkrieg beendete, in dem 1,8 Millionen deutsche und insgesamt 9 Millionen
Soldaten ihr Leben verloren. Der Tag ist bei uns, anders als in Großbritannien
oder Frankreich aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Das liegt
natürlich auch daran, dass der 11. November 1918 in Frankreich und
Großbritannien als Tag eines Sieges gefeiert werden kann, während man sich in
Deutschland an eine verheerende und folgenschwere Niederlage erinnern muss. Und
wer tut das schon gerne. Der Gefallenen des Ersten Weltkrieges wird heute, wenn
überhaupt, nur noch am Volkstrauertag gedacht, und dann auch nur am Rande.
Unsere
Erinnerungskultur wird heute immer noch von der Katastrophe der Nazizeit und
des Zweiten Weltkrieges beherrscht. Das hat gute Gründe. Denn mit dem Gedenken
an diese dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte haben wir als Gesellschaft
in den letzten Jahrzehnten ein menschliches und moralisches Trauma aufarbeiten
müssen.
Dennoch
täten wir gerade vor diesem Hintergrund gut daran, das Ende des Ersten
Weltkrieges und damit den Beginn der ersten demokratischen und parlamentarischen
Republik auf deutschem Boden in unser historisches und politisches Bewusstsein
aufzunehmen. Denn Hitler und der Zweite Weltkrieg sind nicht ohne die Folgen
des Ersten Weltkrieges zu verstehen. Und nur wer sich mit dem 11. November 1918
und seinen politischen Folgen auseinandersetzt und sie verinnerlicht, versteht,
wie lebensnotwendig aktive Demokraten für eine Demokratie und die europäische
Integration war, ist und bleiben wird. Denn nur wer die Geschichte des 11.
November 1918 kennt, weiß: Nur wenn es unseren Nachbarn gut geht, wird es auch
uns auf Dauer gut gehen.
Dieser Text erschien als Gastkommentar am 30. Dezember 2013 in der Wochenzeitung Das Parlament
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