Samstag, 23. Mai 2015

Schöner wohnen im Hochhaus: Ein Erfahrungsbericht vom Hans-Böckler-Platz

„Du ziehst ins Hochhaus? Um Gottes Willen!“ Ingrid Bliß hat diesen Satz ihrer Schwägerin noch gut im Ohr. Vor zwei Jahren war das, als sie sich entschloss ihr großes Eigenheim am Uhlenhorst gegen eine 63-Quadratmeter- große Wohnung im 14. Stock des SWB-Hochhauses am Hans-Böckler-Platz 7 bis 9 einzutauschen.

„Das Haus war für mich einfach zu groß geworden. Und die Wege zum Einkauf oder zum Arzt waren plötzlich zu weit“, erinnert sich die 77-Jährige an die Zeit der Entscheidungsfindung. Es waren Schicksalsschläge, die Bliß und ihren inzwischen verstorbenen Lebensgefährten dazu bewogen aus dem grünen Stadtrand Mülheims ins City-Hochhaus zu ziehen. Sie war nach einem Unfall zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen und er war schwer krank. Beide nahmen sich eine gleich große Wohnung, die sie problemlos bewirtschaften, verlassen und wieder erreichen konnten, sie im 14. und er im 6. Stock.

Ingrid Bliß’ Sohn, der bei der Polizei arbeitet war zunächst skeptisch und überprüfte erst mal die Sicherheitslage. Doch als er sah, dass die Kollegen mit einer Dienststelle vor Ort präsent sind, ließ er seine Mutter beruhigt ins Hochhaus ziehen.

Und spätestens, als sie vom Concierge des Hochhauses zum Arzt gefahren wurde, war Ingrid Bliß im Hochhaus zu Hause. Als ihr Lebensgefährte dann vor einem Jahr starb, übernahmen Jutta und Hans Eichholz seine 63-Qudaratmeter große Wohnung im sechsten Stock.

„Die Miete wurde immer teurer und wir hatten in unserer 90 Quadratmeter großen Wohnung in Saarn eigentlich immer das Gefühl, einen Raum zu viel zu haben, nach dem die Kinder aus dem Haus und auch unsere Enkelin nicht mehr so oft wie früher bei uns übernachtete“, erinnert sich die 67-jährige Jutta Eichholz an ihre wachsende Unzufriedenheit, die sie zum Umzug motivierte. Auch ihr 71-jähriger Mann Hans will nicht mehr raus aus dem Hochhaus am Hans-Böckler-Platz: „Wir sind mitten drin und brauchen hier kein Auto und keine Vorratskammer. Denn das Forum und der Bahnhof sind direkt vor der Tür. Auch die Ruhr oder die Ärzte erreicht man zu Fuß“, schildert Eichholz die Vorzüge des zentralen Wohnens im Hochhaus.

Was Ingrid Bliß und ihre Nachbarn aus dem 6. Stock, mit denen sie sich inzwischen angefreundet hat, gleichermaßen schätzen, sind die Barrierefreiheit ihrer Wohnungen und der umfassende Mieterservice, der rund um die Uhr durch einen Concierge und zwei Hausmeister geleistet werden.
Ebenerdige Hauseingänge, Aufzüge und stufenlose Flure machen auch Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, die Bewegung im und aus dem Haus heraus leicht. „Wir sind hier gut aufgehoben und versorgt“, sind sich Ingrid Bliß und Jutta Eichholz einig. Und mit einer monatlichen Warmmiete von rund 570 bis 590 Euro kommen sie auch finanziell gut über die Runden.

Wenn man ihre Wohnungen betritt, fällt einem die Helligkeit und der funktionale Zuschnitt auf. Die Wohnungen haben zwei große Wohnräume, eine kleine Diele, eine kleine Küche und ein kleines Badezimmer mit niederschwelliger Dusche. Bliß und das Ehepaar Eichholz lieben die raumhohen Fenster, durch die sie in Richtung Dickswall und Tourainer Ring auf die Stadt und bis nach Essen blicken können. Regelmäßig sitzen sie allein oder mit Gästen auf ihrem schmalen, aber langen Balkon. „An den Verkehrslärm gewöhnt man sich schnell. Der ist für mich inzwischen wie Musik. Und wenn man die Balkontüre und die Fenster zumacht, hört man gar nichts mehr“, versichert Jutta Eichholz.

Einen weiteren Vorzug ihrer Hochhaus-Wohnung sieht Eichholz darin, dass sie sich nur den Badeanzug und den Bademantel anziehen und mit dem Aufzug in den 22. Stocke fahren muss, wenn sie schwimmen oder in die Sauna gehen möchte. Ebenso, wie das Ehepaar Eichholz, geht auch Ingrid Bliß donnerstags um 15 Uhr zum Nachbarschaftstreff, den die SWB in einer ehemaligen Gaststätte organisiert, deren Räume sich im Erdgeschoss des 1971 erbauten Hochhauses befinden. Auch die täglichen Gespräche im Postraum oder im Concierge-Büro des Hochhauses lassen bei ihnen erst gar nicht das Gefühl von Anonymität und Einsamkeit aufkommen. Nicht ohne Stolz weist Hausverwalterin Sylvia Timmerkamp darauf hin, dass derzeit nur 2 von 206 Wohnungen leer stehen.

Dieser Text erschien am 27. April 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

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