Sonntag, 18. Oktober 2015

Der Realist: Centermanager Wolfgang Pins

Wolfgang Pins

„Den kenne ich doch!“ Das sagen sehr viele Mülheimer über Wolfgang Pins. Obwohl er noch in Krefeld wohnt, ist er eines der bekanntesten Gesichter Mülheims. „Können Sie nicht noch einige Sitzbänke aufstellen? Warum hat sich Tchibo eigentlich verkleinert und der DM-Markt vergrößert? Wir brauchen mehr Quadratmeter! Wir wollen uns kleiner setzen! Können Sie uns dabei helfen?“ Das sind Fragen, mit denen sich Wolfgang Pins täglich beschäftigt. Vor 15 Jahren kam der vormalige Geschäftsführer des Kaufhofs nach einem Intermezzo beim Kaufhof in Fulda als Manager des Forums zurück nach Mülheim. „Damals hatte ich das Gefühl, dass ich noch viel dazu lernen müsste. Vom Bau- oder Mietvertragsrecht hatte ich als Kaufhof-Kapitän keine Ahnung. Jetzt gehe ich mit dem Gefühl, dass ich hier viel dazugelernt habe“, sagt Pins. Das Fachwissen, das er sich im Laufe seiner Forum-Jahre in Sachen Immobilien- und Vermögensverwaltung angeeignet hat, allein in die Modernisierung von 2011 mussten 30 Millionen Euro investiert werden, nimmt er jetzt gerne mit nach Süddeutschland, um dort die Immobilien und das Vermögen eines Logistikunternehmers zu managen.

Der gelernte Einzelhandelskaufmann, der Betriebswirtschaft studiert hat, überrascht, wenn man ihn nach einer seiner wichtigsten Tätigkeiten fragt. Dann spricht er nicht von Zahlen und Bilanzen, sondern vom „therapeutischen Kaffeetrinken.“ Er nimmt sich immer wieder viel Zeit für Mieter oder Kunden des Forums. „Man muss die Menschen akzeptieren, wie sie sind, dann wird man auch selbst akzeptiert“, beschreibt er sein Credo. „So, wie ich einem Journalisten niemals reinreden würde, wie er seinen Artikel zu schreiben hat oder einem Veranstaltungstechniker erklären würde, wie er eine Tonanlage und Bühnenscheinwerfer aufbauen soll, so trete ich auch dann nicht als Besserwisser auf, wenn mir ein Mieter oder ein Kunde erklärt, was ihm fehlt und was er braucht“, sagt der Centermanager.

Dass die insgesamt rund 38?000 Quadratmeter Verlaufs- und Dienstleistungsfläche des Forums heute zu 98,5 Prozent vermietet ist und die Besucherzahl nach dem Umbau in den letzten drei Jahren um jährlich drei Prozent auf jetzt rund zwölf Millionen angewachsen ist, bestärkt Pins darin, dass er die Weichen für seinen Nachfolger Stefan Günther, der sich bereits einarbeitet, gut gestellt hat.

Auch wenn die Innenstadt im Vergleich zu den 70er und 80er Jahren nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, ist Pins fest davon überzeugt, „dass Mülheim mit seiner ruhigen Randlage im Ruhrgebiet, mit vielen kaufkräftigen Kunden und mit seiner Innenstadt am Fluss und dessen Naherholungsgebieten gute Grundvoraussetzungen hat.“ Doch er lässt auch durchblicken, dass die Innenstadt im Grunde so etwas bräuchte, wie ein Centermanagement, das zusammen mit Hauseigentümern, Rat, Verwaltung, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung in einer konzertierten Aktion eine klare Linie mit einem attraktiven Branchenmix und einer größeren Aufenthaltsqualität in die Innenstadt brächte. „Man muss wissen, was man will und dann muss man jemanden haben, der sich darum kümmert, die Sache voranzutreiben. Doch das funktioniert nur, wenn so jemand dann auch mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet wird und eine Unterstützung von allen Seiten erfährt.“

Soll Mülheim Einkaufsstadt, Wohnstadt oder vielleicht auch Kultur- und Museumsstadt werden? Pins hält viele Optionen für denkbar. Er weiß nur eins: „Die Story muss stimmen, damit Menschen gerne nach Mülheim kommen, denn die Innenstadt kann auf Dauer nicht ohne ein anziehendes Forum, aber das Forum kann auch nicht ohne eine attraktive Innenstadt existieren.“

Dabei macht sich der scheidende Centermanager keine Illusionen darüber, „dass es ohne Investitionen nicht vorangehen wird.“ Dass sich solche nicht nur finanziellen Investitionen aber am Ende auszahlen können, kann er nach der eigenen Umbau-Erfahrung im Forum bestätigen. „Das Forum ist heute einfach heller und freundlicher und zieht mit mehr marktgängigen Anbietern auch mehr Kunden an“, resümiert er und ermutigt die Verantwortlichen zum regelmäßigen Blick über den lokalen Tellerrand, um Erfolgsgeschichten auf Mülheimer Verhältnisse zu übertragen, aber die dort begangenen Fehler nicht selbst zu wiederholen.


Dieser Text erschien am  17. Oktober in der Neuen Ruhr Zeitung

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