Sonntag, 13. Dezember 2015

„Ich war eigentlich immer ein Bürgermeister-Typ“

Günter Weber
Am Vorabend seine 80. Geburtstages sprach ich mit dem Alt-Bürgermeister Günter Weber 

??? Was wünschen Sie sich zu ihrem Geburtstag?

!!! Wenn man so alt geworden ist, wie ich, weiß man den Wert der Gesundheit zu schätzen. Und ich bin dankbar für ein reiches Leben, in dem ich gestalten durfte und ein gute Frau an meiner Seite hatte. Auch für meine Kinder und Enkelkinder bin ich sehr dankbar.

??? Wie sehen Sie als ehemaliger Stadtrat, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter die heutige Politik?

!!! Die Politiker haben es heute schwerer, als zu meiner aktiven Zeit. Wir hatten damals noch mehr Geld in der Kasse und haben es an der einen oder anderen Stelle versäumt, rechtzeitig Rücklagen zu bilden. Wir konnten aufbauen und gestalten. Heute müssen Politiker Krisen managen und Probleme lösen, die kaum zu lösen sind, wenn ich alleine an die finanzielle Situation der Stadt denke und an die Herausforderung, die mit den Flüchtlingen verbunden sind. Man merkt, dass es überall grummelt. Viele Menschen haben Existenzängste und fragen: Was wird aus meinem Arbeitsplatz? Was wird aus meiner Rente?

??? Was wünschen Sie vor diesem Hintergrund Ihrer Partei und der Politik insgesamt?

!!! Es hilft nur eines. Politiker müssen mit den Menschen sprechen, müssen in Vereinen und Verbänden präsent sein, um zu wissen, wo die Leute der Schuh drückt. Nur so kann man Vertrauen und Wahlen gewinnen. Ich wünsche mir eine Politik, die nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen und mit Gefühl gemacht wird. Außerdem müssen Politiker immer daran denken, dass Bürger keinen Streit, sondern nur Geschlossenheit und gute Entscheidungen belohnen.

??? Was sehen Sie im Rückblick auf Ihre Laufbahn als politischen Erfolg?

!!! Dass ich am Stadtbahnbau, am Ausbau des Horbachtals und an der Gründung der Bürgerbegegnungsstätte im Alten Bürgermeisteramt mitarbeiten und Fördermittel des Landes nach Mülheim holen konnte. Dass die Dümptener Bürgerbegegnungsstätte jetzt aufgegeben werden muss, weil sich keine neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter gefunden haben, stimmt mich sehr traurig.


Günter Weber: Lebensstationen

1935: Günter Weber wird am 11. Dezember als Sohn eines Bergmanns Paul Weber und seiner Frau Käthe Dekker und seiner Frau in Mülheim geboren und wächst in der Heißener Mausegattsiedlung auf.

1951: Nach dem Besuch der Volksschule beginnt er bei Siemens eine Lehre als Maschinenschlosser und arbeitet 45 Jahre im Unternehmen.

1956: Nachdem er sich bereits seit 5 Jahren bei Siemens als Jugendvertreter der IG Metall engagiert hat, tritt er der SPD bei.

1960: Zusammen mit seiner Frau Christel übernimmt er für 15 Jahre die ehrenamtliche Leitung des Jugendheimes an der Nordstraße.

1964: Er wird in den Rat der Stadt gewählt und 1978 für seine dortige Arbeit mit dem Ehrenring der Stadt ausgezeichnet.

1975: Für 5 Jahre arbeitet Günter Weber in der neuen Bezirksvertretung Rechtsruhr-Nord mit.

1979: Er wird zum stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Ratsfraktion gewählt.

1980: Er übernimmt für 10 Jahre das Amt des Bürgermeisters.

1990: Wahl in den nordrhein-westfälischen Landtag, dem er bis zum Jahr 2000 angehört.

1998: Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande.


Dieses Interview erschien am 11. Dezember 2015 auf der Internetseite der Mülheimer SPD-Ratsfraktion

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