Dienstag, 2. Februar 2016

Damit der Nachwuchs gut aussieht: Birgit Ruthe

Birgit Ruthe von der Röhrengarde
Seit 18 Jahren ist Birgit Ruthe in der Röhrengarde Mülheims aktiv. Sie näht die Gardeuniformen und auch die Showtanz-Kostüme. Für sie ist Karneval eine gute Schule fürs Leben.
Birgit Ruthe näht und dekoriert gerne. Das sieht man sofort, wenn man ihre Wohnung betritt. Die Nähmaschine steht auf dem Küchentisch. Die Gardeuniformen der Röhrengarde Silber-Blau müssen auf Vordermann gebracht werden.

Ihre Karnevalskarriere begann vor 18 Jahren, als sie ihre Tochter Sabine zum ersten Tanztraining bei der Röhrengarde brachte. Nicht nur Tochter und Mutter fingen Feuer. Auch Vater Rüdiger und Sohn Patrick ließen sich vom Bazillus Carnevalensis anstecken.

„Unsere Gesellschaft ist für uns wie eine große Familie, in der wir viele Freunde gefunden haben. Mit denen kann man nicht nur gut feiern, sondern, wenn es darauf ankommt, auch schon mal über Probleme sprechen“, erzählt Birgit Ruthe. „Ich arbeite unserer Gardetrainerin Melanie Schott zu“, beschreibt die 52-Jährige ihre Aufgabe in ihrer Karnevalsgesellschaft. Als Gardebegleiterin sorgt sie dafür, dass die 16 jungen und ganz Jungen Damen der silber-blauen Tanzgarde gut behütet zu ihren Sessionsauftritten und wieder nach Hause kommen.

Doch Ruthe macht noch viel mehr. Die Nähmaschine auf ihrem Küchentisch zeigt es. Nicht nur die silber-blauen Gardeuniformen, sondern auch die Showtanz-Kostüme der Röhrengarde kommen aus ihrer häuslichen Nähwerkstatt auf die Bühne und lassen den Nachwuchs der Gesellschaft gut aussehen. Genau das macht der Frau, Mutter und Karnevalistin auch besonders viel Freude und lässt sie ihre ehrenamtlichen Arbeitsstunden nie zählen. „Gemeinschaft und Sport, das tut Kindern und Jugendlichen gut und sie landen nicht auf der Straße und kommen dort auf dumme Gedanken“, beschreibt sie ihre Motivation, den Karneval nicht nur mitzufeiern, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch mitzugestalten.

Im Gespräch mit der gelernten Wirtschaftsmeisterin und Hotelfachfrau, die heute in der Altenbetreuung arbeitet, wird schnell klar: Ohne Menschen wie Birgit Ruthe, die nicht nur Kostüme nähen, sondern auch Ideen für Tanzshows entwickeln, in Festsälen Sitzgarnituren aufbauen und dekorieren oder mit Pinsel und Säge den Männern beim Wagenbau helfen, ohne nach Zeit, Geld, Ämtern und Orden zu fragen, wäre Schluss mit Lustig im mölmschen Karneval.

Ihren Lohn sieht sie in geselligen Ausflügen, Festen und anderen Gemeinschaftsaktivitäten, mit denen die von Elli Schott geführte Röhrengarde den Zusammenhalt ihrer Mitglieder auch und gerade zwischen Aschermittwoch und dem 11.11. pflegt.

Und am Beispiel ihrer eigenen Kinder sieht Ruthe, dass der ­Karneval eine fröhliche und manchmal auch eine anstrengende Schule fürs Leben sein kann, in der man Selbstbewusstsein tanken kann.

Dieser Text erschien am 1. Februar 2016 in der NRZ und in der WAZ

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