Sonntag, 17. Juli 2016

Mülheims soziale Zukunftsaufgaben aus Sicht der Caritas: Ein Gespräch mit Regine Arntz und Margret Zerres

Caritas-Geschäftsführerin Regine Arntz

Ihre Stellvertretern Margret Zerres

Wenn die Geschäftsführerin der Caritas, Regine Arntz, und ihre Stellvertreterin Margret Zerres in das Mülheim von Morgen schauen, sehen sie ein Mülheim, „in dem mehr alte und alleinstehende Menschen mit geringen Renten“ leben werden. „Heute haben wir auch schon arme Rentner, aber doch auch sehr viele Senioren, die mit ihrer Rente gut auskommen und sehr mobil sind“, weiß Arntz.

Künftig werden nach ihrer Einschätzung mehr den je wohnortnahe und quartiersbezogene Dienstleistungen und Treffpunkte gebraucht. „Wir werden gut daran unsere Altentagesstätten, die derzeit doch eher stiefmütterlich behandelt werden zu Begegnungszentren für Menschen jeden Alters auszubauen.“ Dabei denkt Arntz nicht nur an einen Anlaufpunkt für Rat und Hilfe in allen Lebenslagen, sondern auch einen sozialen Kommunikationsort, an dem man sich etwa auch bei einem Spielenachmittag oder in einer Kochgruppe begegnen und so der sozialen Isolierung entgehen kann.

Eine besondere Herausforderung sehen Zerres und Arntz für das Mülheim von Morgen im Aufbau von nachbarschaftlichen Netzwerken, die den zunehmenden Wegfall familiärer Netzwerke zumindest teilweise kompensieren könnte. Den von der Stadt geförderten Aufbau des stadtteilorientierten Netzwerkes der Generationen sehen sie deshalb als Schritt in die richtige Richtung.

Gut gerüstet sieht das Führungsduo der Caritas die Stadt für ihre künftig vor allem in Sachen Integration nichtkleiner werdenden Aufgaben, wenn sie die guten Vernetzung zwischen Stadt, Sozialverbänden und dem Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) beibehalten und weiter entwickeln kann. „Wir werden unsere Sozial- und Integrationsarbeit auch künftig nur mit Hilfe ehrenamtliche Mitarbeiter aufrechterhalten können. Die Beispiele der Initiative Willkommen in Mülheim und unsere eigenen Projekte, wie Vis-a-Vis und Familienstart zeigen, dass Menschen immer wieder bereit sind, sich mit ihrem vielseitigen Wissen ehrenamtlich einzubringen, aber dieses Ehrenamt muss immer wieder neu angesprochen, angeschoben und auch auf die Interessen und Fähigkeiten der Ehrenamtlichen zugeschnitten werden“, unterstreicht Arntz.


Haupt- und Ehrenamt Hand in Hand. Dieses für die Sozialverbände lebensnotwendige Tandem kann aus Sicht von Margret Zerres in Zukunft aber nur dann weiter Fahrt aufnehmen kann, wenn sie durch eine starke sozialpolitische Lobby unterstützt werden, die in der finanzpolitischen Debatte deutlich macht, „dass die Finanzierung von Sozialarbeit am Ende ebenso eine Investition in unsere Infrastruktur sind, wie der Bau oder die Reparatur von Straßen und Brücken.

Dieser Text erschien am 6. Juli 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung

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