Freitag, 31. März 2017

Zwischen Hysterie und Humor: Mit der Premiere der Komödie „Frauenzimmer“ machte das Backstein-Ensemble Lust auf ein Wiedersehen

Marie Zipp-Timmer (als Sally Fischer) und Martin Lennert als Page Tom
Foto: Walter Schernstein
Wenn zwei sich streiten, lacht der Dritte. Der Dritte war an diesem Theaterabend das Publikum im Kasino des Evangelischen Krankenhauses, das bei der Premiere der Komödie „Frauenzimmer“ gut lachen hatte und zwei kurzweilige Stunden erlebte, weil die bewährten und die neuen Schauspieler des Backsteintheaters  ihr Bestes gaben.

Bemerkenswert, wie souverän Newcomerin Ulrike Kroker ihre Hauptrolle als französische Chanson-Diva meisterte und ihrer bereits bekannten und gut eingespielten Kollegin Marie Zipp-Timmer im Zickenkrieg der Show-Gigantinnen in Sachen Situationskomik, Wortgewalt und Bühnenpräsenz nichts schenkte.

Die Situationskomik kam auch bei Klaus Wehling, der den von einer Hysterie in die nächste fallenden Hotel-Direktor Maximilian Alfons Paschke verkörperte und mit dem erblondeten Wolfgang Bäcker (in seiner Rolle als geprügelter Assistent der französischen Chansonnette alle Hände voll zu tun hatte das Chaos in der von den beiden Diven doppelt gebuchten Präsidentensuite zu verhindern.
Weil Männer aber nicht fürs Multitasking gemacht sind, machen die beiden urkomischen Herrn in all ihren verzweifelten Bemühungen das Chaos perfekt. Kein Wunder, dass Hoteldirektor Paschke-Wehling sagt: „Willkommen in der Hölle!“ und sein Leidensgenosse mit dem Schoßhund seiner Chefin in der Hand meint: „Hätte ich doch auf meine Mutter gehört und wäre Baguetteausträger in  Aix-en-Provence geworden.“

Schon mancher Mann hat in schwierigen Lebenslagen bereut, nicht auf seine Mutter gehört zu haben. Doch was hilft es. Das Leben ist kein Kinderzimmer, sondern eine Bühne, auf der jeder seinen Mann stehen muss. Das gilt auch dann, wenn einem, wie dem Hoteldirektor Paschke-Wehling nicht nur zwei Diven, sondern auch noch eine verdammt wohltätige Gattin des Hotel-Vorstandsvorsitzenden in die Quere kommt. Diese dumm-dreiste und zugleich naive Persönlichkeit, die „verlorene Jungs“ mit einem Resozialisierungswochenende im Grandhotel zu retten versucht, bis nichts mehr zu retten ist und die Bundeswehr anrücken muss, erweckte die  zauberhafte Ursula Bönte am Premierenabend zu Leben.

Dieser Text erschien am 28. März 2017 in NRZ/WAZ

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