Freitag, 30. Juni 2017

Umwelt- und Klimaschutz sollen Schule machen



Weil Pflanzen mit Hilfe der Photosynthese Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln können, sind sie das beste Mittel gegen denKlimawandel und die damit einhergehende Erderwärmung. Deshalb haben die Grundschule am Dichterviertel, die Luisenschule und die Grundschule an der Filchnerstraße ihre Schulgärten für Interessierte geöffnet. Ihr Ziel war es zu zeigen, wie man grüne Oasen in die Stadt bringen kann. Derzeit gibt es in Mülheim insgesamt neun Schulgärten.
Die von der Mülheimer Klimaschutzinitiative koordinierte Aktion war Teil des erstmals bundesweit begangenen Tages der Schulgärten. „Als Grundschule wollen wir den Kindern vor allem einen emotionalen Zugang zum Thema Umwelt- und Klimaschutz verschaffen und damit ihre Achtsamkeit und ihre Wertschätzung für die Natur fördern“, erklärt die Rektorin der Grundschule am Dichterviertel, Nicola Küppers. Seit sie die Leitung der Schule vor drei Jahren übernommen hat, gibt es einen Schulgarten. Er wurde mit Unterstützung der Schulgemeinschaft angelegt.

Grünes Klassenzimmer kommt gut an

Es ist ein besonderer Schulgarten, der aus zwei begrünten Innenhofflächen und einer größeren Grünfläche besteht. „Das ist unser grünes Klassenzimmer. Hier haben wir mit Herrn Kogelheide einInsektenhotel eingerichtet und Sonnenblumenkerne gepflanzt. Hier können wir lernen, wenn es in den Klassenräumen zu heiß ist und uns während der Pausen erholen und spielen“, erklärt Zweitklässlerin Luisa sehr anschaulich die Vorzüge eines Schulgartens.
„Für die Kinder ist es der Renner, wenn sie noch vor Beginn des Unterrichtes, die Pflanzen gießen und unsere in einem großzügigen Gehege lebenden Kaninchen Herrn Dichter und Frau Viertel füttern können“, lobt die Schulleiterin den Einsatz der Mädchen und Jungen. „Außerdem haben wir einen kleinen Gartenteich, in dem die Schildkröte Schildi lebt“, ergänzt Luisa die Beschreibung der Flora und Fauna in der Grundschule an der Bruchstraße.

Möglich wurde die grüne Schuloase im Dichterviertel auch deshalb, weil sich Küppers und ihre Lehrerkollegen auf den Weg machten, um Sponsoren für die blühende Schullandschaft zu suchen und zum Beispiel im Forum, bei einem Mülheimer Pflanzenmarkt und der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft zu finden. Solche und ähnliche Vorbilder in Sachen Umwelterziehung sollen, wenn es nach der Mülheimer Initiative Klimaschutz geht, an möglichst vielen Standorten in Mülheim Schule machen. 

Ein Klima-Campus für Mülheim

Deshalb bemühen sich Cornelia Schwabe und Anika Füger von der am Löhberg 28 ansässigenKlimaschutzinitiative derzeit um Bundesmittel für den Aufbau eines lokalen Klima-Campus.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.klimascjutz-mh.de oder persönlich unter der Rufnummer 0208/2998590 sowie per E-Mail an: info@klimaschutz-mh.de 

Dieser Text erschien am 20. Jun 2017 in der Mülheimer Woche und im Lokalkompass

Mittwoch, 28. Juni 2017

Die MVG denkt an meine Fitness

Das Schöne an Mülheim ist, dass es nicht zu klein und nicht zu groß ist. Das macht die Mobilität leichter.
Man kann viele Ziele in der Stadt zu Fuß erreichen. Das führt zu mehr Bewegung und fördert die Fitness. Eine Freundin der Familie geht jetzt sogar so weit, dass sie gar nicht mehr mit Bus und Bahn fährt, sondern nur noch zu Fuß unterwegs ist.
Das entschleunige sie und tue auch ihrer Figur gut, sagt sie. Die Frau kann so reden. Denn sie hat die Rente durch. Doch als berufstätiger Zeitgenosse kommt man an der einen oder anderen Beschleunigung nicht vorbei, wenn man den einen oder anderen Termin einhalten möchte.
Und deshalb bin ich als Mensch ohne Führerschein, aber mit Mobilitätsbedarf ehrlich froh, dass es Busse und Bahnen gibt. Doch die Mülheimer Verkehrsgesellschaft denkt mit. Als ich gestern mit der U-Bahn von Stadtmitte bis Heißen fahren wollte, ließ sie mich nicht einfach mit der Rolltreppe oder dem Aufzug in den Untergrund fahren. Denn beides war defekt, so dass ich vor dem Einstieg in die Bahn erst mal einen kleinen Treppenspurt hinlegen musste. Wie gesagt: Die MVG denkt mit und deshalb auch an meine körperliche Fitness!

Dieser Text erschien am 27. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

Montag, 26. Juni 2017

Willkommen im Club

Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass ganz viele meiner Mitbürger zur selben Zeit auf die selbe Idee kommen, von der ich mir einbilde, dass sie meinem spontanen Entschluss entspringe.
Kaum entschließe ich mich zum Spaziergang an der Ruhr, ist der Leinpfad brechend voll. Klingelingeling! Können Sie mich mal vorbei lassen? Aber gerne doch. Ich nehme Rücksicht auf die Radfahrer, auch wenn ich nicht verstehen kann, warum sie auch im dichtesten Menschengedränge nicht vom Rad absteigen. Kaum will ich einkaufen gehen, kann in den überfüllten Gängen des Supermarktes vom Gehen keine Rede sein. Man steht mit seinem Einkaufswagen im Stau wie im Berufsverkehr auf der Autobahn. Gestern ging ich dann mal ins Schwimmbad. Sie ahnen es schon. Ich war im Schwimmbad nicht allein, sondern Teilnehmer eines Badepulks, gegen den das Quietscheentenrennen auf der Ruhr die reinste Raserei ist.
Was kann man da machen? Der Schwimmmeister wies mich darauf hin, dass das Schwimmbad werktags schon um 6 Uhr öffnet und dann jede Menge Platz zum Bahnenziehen biete.
Auf der anderen Seite brauche ich, wie die meisten meiner Mitbürger, auch meinen Schlaf. Und manchmal ist es ja auch ganz schön zum Mainstream zu gehören. Wir sehen uns!
Dieser Text erschien am 26. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

Sonntag, 25. Juni 2017

Gäste aus Weißrußland sagten swingend danke: Tschernobyl-Initiative wirkt seit 25 Jahren segensreich


39 Schüler und Lehrer aus Zhodino (Weißrussland) besuchen derzeit Mülheim. Anlass ist das 25-jährige Bestehen der Initiative Tschernobyl-Kinder, die 1992 von Dagmar van Emmerich ins Leben gerufen wurde.
39 Schüler und Lehrer aus Zhodino (Weißrussland) besuchen derzeit Mülheim. Anlass ist das 25-jährige Bestehen der Initiative Tschernobyl-Kinder, die 1992 von Dagmar van Emmerich ins Leben gerufen wurde.
Die Initiative, die in einem Trödelladen am Kohlenkamp 2 gespendete Schätzchen aus zweiter Hand verkauft und damit in Zhodino und Dobryn (Weißrussland) Hilfe zur Selbsthilfe finanziert, hat die hervorragend aufspielenden Lehrer und Schüler als Botschafter ihrer guten Sache zum Jubiläum eingeladen. Wenn sie jazzen und singen, ob im Jazzclub an der Kalkstraße oder beim Festakt im Schloß Broich, hat die Dolmetscherin Pause.
„300 der 1000 Schüler spielen zum Teil nur mit geliehenen Instrumenten im Orchester der Schule Nummer 5. Für sie suchen wir jetzt hier gebrauchte, aber noch gut bespielbare Instrumente, die ihre Besitzer nicht mehr brauchen“, erzählt der Vorsitzende der Initiative Tschernobyl-Kinder, Norbert Flör. Unter seiner Vorgängerin Dagmar van Emmerich, deren Erbe er jetzt seit drei Jahren fortführt, hat die Initiative viel erreicht. Schülerbesuche aus Weißrussland und Hilfstransporte für die bis heute unter der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 leidenden Menschen in Dobryn und Zhodino sind nur ein Teil der humanitären Leistung, die die Mülheimer Initiative und ihre rund 500 Unterstützer in 25 Jahren geleistet haben.
Hinzu kommen ein Jugend- und Therapiezentrum, die Gründung eines Fahrradclubs, der Auslöser für den Aufbau eines Radwegenetzes war und aktuell die Gründung einer Holzwerkstatt, in der Menschen mit Behinderung eine dauerhafte Beschäftigung finden sollen.
Was die Initiative um Dagmar van Emmerich bedeutet, zeigt die persönliche Geschichte, die Gründungsmitglied Hannah Unkelbach beim Festakt im Schloß Broich erzählt. Es ist die Geschichte des Waisenjungen aus Zhodino, der seit 1992 regelmäßig in Mülheim und Duisburg zu Gast war und durch seine Gasteltern zu einem Studium in Minsk und Duisburg inspiriert wurde. Danach arbeitete er als Deutsch- und Geschichtslehrer und heute an der deutschen Botschaft in Minsk.
Weitere Auskünfte gibt Norbert Flör unter 02 05 44 663.
Infos im Internet unter www.tschernobyl-muelm.org

Dieser Text erschien am 20. Juni 2017 in NRZ und WAZ

Samstag, 24. Juni 2017

Die Vorleserin

Wenn Birgit Hass unterwegs ist, dann in der Regel zusammen mit Rico. Rico ist eine quirlige und knuffige Mischung aus Golden Retriever und schwarzem Pudel. Immer wenn Frauchen ihm das rote Halstuch anlegt, wedelt Rico freudig mit dem Schwanz. Denn er weiß: Jetzt geht es wieder zu den Kindern.
Wenn Birgit Hass unterwegs ist, dann in der Regel zusammen mit Rico. Rico ist eine quirlige und knuffige Mischung aus Golden Retriever und schwarzem Pudel. Immer wenn Frauchen ihm das rote Halstuch anlegt, wedelt Rico freudig mit dem Schwanz. Denn er weiß: Jetzt geht es wieder zu den Kindern.
Die Kinder, die Birgit Hass und Rico besuchen, warten in Kindertagesstätten, Grundschulen und Stadtteilbüchereien auf die beiden. Wenn Birgit und Rico zu ihnen kommen, haben sie Bücher und DVDs, aber auch Spiele und Bastelmaterial dabei.

Rico ist der heimliche Star

Denn die 57-jährige Heißenerin ist als Mitarbeiterin der Stadtbibliothek für die Literaturpädagogik zuständig. Das bedeutet, sie vermittelt Kindern den Spaß an der Sprache und am Lesen. Das macht die gelernte Erzieherin und an der Akademie Remscheid ausgebildete Literaturpädagogin schon seit 37 Jahren.
Und sie macht es immer noch mit Freude. Das sieht man ihr an, wenn sie auf einem gemütlichen Teppich oder in einem Stuhlkreis Kindern vorliest und dabei Abbildungen aus dem jeweiligen Bilderbuch an die Wand wirft. Doch auch ohne DVDs, CDs oder klassische Bildtafeln schafft es die Literaturpädagogin in den Köpfen ihrer Zuhörer ein Kino in Gang zu setzen.
Ihre geschulte Vorlesetechnik, die mit Stimmrhythmus und Gesten arbeitet, macht es möglich. „Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sich auch multimedial aufwachsende Kinder heute allein durch die Sprache und die Kunst des Erzählens in eine fremde Welt mitnehmen lassen,“ sagt Haas. Um ihre akzentuierte und deutliche Aussprache zu trainieren, liest sie ihre Kinderbuchtexte daheim oder in ihrem Büro auch schon mal mit einem Korken im Mund. „Dann ist man stimmlich fit und weiß, worauf es ankommt“, sagt Hass.
Auch wenn sich die Literaturpädagogin, die 1979 über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zur Stadtbibliothek kam, inzwischen mit multimedial vernetzten Büchern und Spielen auseinandersetzen muss, haben auch Kinderbuchklassiker, zum Beispiel Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“, Erich Kästners „Emil und die Detektive“ oder Michael Endes „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“, nichts von ihrer Anziehungskraft verloren.
Eines der Bücher, die Birgit Hass besonders gerne vorliest, trägt den Titel „Rico, Oskar und die Kieferschatten“! Man ahnt es, ihr kleiner Lesehund hat seinen Namen vom gleichnamigen Vierbeiner aus einer Geschichte, die von einem hochbegabten und einem unterdurchschnittlich begabten Kind erzählt.
Wie ist Birgit Hass auf den Hund gekommen? „Ich bin zuhause immer mit Hunden aufgewachsen und mag Hunde. Erst später wurde ich durch meinen Beruf darauf aufmerksam, dass in den USA Hunde schon seit einigen Jahren erfolgreich in der Leseförderung eingesetzt werden“, erzählt sie.
Wenn Hass in Kindertagesstätten, Schulen, Stadtteilbüchereien oder auch im Medienhaus vorliest oder vorlesen lässt, stellt sie fest, dass ihr kleiner fröhlicher Vierbeiner für Vertrauen und Entspannung sorgt, „weil er den Charme eines Freundes und keine Vorurteile hat.“ Immer wieder stellt Hass fest, dass sich auch verschlossene und schüchterne Kinder in Ricos Gegenwart öffnen und Selbstvertrauen bekommen, wenn sie Rico vorlesen und ihm auch die Bilder einer Geschichte zeigen.
Bei der Leseförderung arbeitet Haas nicht nur mit Gruppen und Kindern. Auch die ehrenamtlich arbeitenden Lesepaten des Centrums für bürgerschaftliches Engagement (CBE) oder Kinder, etwa aus Zuwanderer- und Flüchtlingsfamilien, die einen besonderen Leseförderbedarf haben, kommen regelmäßig zu ihr ins Medienhaus am Synagogenplatz. Hier und in den Stadtteilbibliotheken bietet die Literaturpädagogin auch regelmäßig Bibliotheksführungen für Kinder an.

Carla Karotte erklärt alles zum Buch

Dann kommt nicht Rico, sondern ihre Handpuppe, Carla Karotte, zum Einsatz, mit der Haas zum Beispiel erklärt, wie man sich mit seiner Büchereikarte was in der Stadtbibliothek ausleihen kann oder dass Pommes und Limo in der Stadtbücherei gar nicht gut ankommen.
Jenseits ihrer literaturpädagogischen Kernarbeit muss Hass auch regelmäßig an ihrem Schreibtisch im Medienhaus Platz nehmen, um zum Beispiel Anfragen zu beantworten oder Veranstaltungskonzepte und Anträge zu schreiben, etwa für die Aktionstage, die sie regelmäßig zusammen mit den Stadtteilbibliotheksleitungen, ebenso anbietet, wie einen Junior-Leseclub, der während der Sommerferien stattfindet.
Zu den beruflichen Höhepunkten ihres Jahres gehören, daran lässt Hass keinen Zweifel, die Dienstreisen, die sie im März und Oktober zu den Büchermessen in Leipzig und Frankfurt führen. „Hier komme ich mit Autoren ins Gespräch und kann mir einen Überblick der Neuerscheinungen verschaffen. Das ist wirklich eine schöne Sache“, schwärmt die Literaturpädagogin. Und wenn sie mal nicht dienstlich unterwegs sein muss, zieht es Birgit Hass und ihren Mann in ihren Garten an der Folkenbornstraße oder in ihre Ferienwohnung nach Winterberg. Und Rico darf dann natürlich auch nicht fehlen.

Dieser Text erschien am 24. Juni in der Neuen Ruhr Zeitung

Freitag, 23. Juni 2017

Gemeinsam singen und Menschen Freude bringen

Der Frohsinn bei seinem Jubiläumsauftritt im Bürgergarten
"Unser Lied soll in den Tag hinein klingen und den Menschen Freude bringen" Das Lied, mit dem die aktuell 23 Herrn des Männergesangvereins Frohsinn die Jubiläumsmatinee im Bürgergarten eröffneten, ist das Programm des ältesten Mülheimer Chores.
Auch Solist Henry Görke besang in seinem Beitrag die Flügel, die der Gesang verleiht. Und Oberbürgermeister Ulrich Scholten gratulierte der Frohsinnfamilie mit dem Hinweis, "dass Sie alle wesentlichen Stationen der Mülheimer Stadtgeschichte musikalisch begleitet haben." Mit Blick in die ungewisse Zukunft des Chores stellte der OB fest; "Der Chorgesang bleibt aktuell, weil man Lieder nicht für sich selbst, sonder für alle singt!"

165 Jahre Frohsinn


Tatsächlich. Wer in die 165 Jahre Frohsinn schaut, wird den Namen des Männerchores immer wieder finden, wenn es in Mülheim etwas zu feiern gab. 1902 wurde zur Eröffnung des Amtsgerichtes, 1909 zur Eröffnung des Bismarckturms, 1911 zur Eröffnung der Schloßbrücke und 1926 zur Eröffnung der Stadthalle gesungen. Auch bei der Wiedereröffnung der Stadthalle (1957) und bei ihrem 90. Geburtstag traten die Herrn des Frohsinns in Aktion.

Der Chorvorsitzende des Frohsinns, Horst Stemmer, bekannte sich in seinem Grußwort "zur Pflege des klassischen Liedgutes" und "zum familiären und geselligen Charakter unserer Gemeinschaft."

Der älteste Mülheimer Chor wurde in der Silvesternacht 1851/52 aus der Taufe gehoben. Den Anfang machten 35 Sangesfreunde. Zum 100. Geburtstag zählte der Frohsinn 1952 180 Chorbrüder. Die erfolgreiche Teilnahme an Bundessängerfesten findet sich in seinen Analen ebenso, wie Konzerte mit Ivan Rebroff und Rene Kollo oder Gast-Auftritte bei den Bundespräsidenten Karl Carsten, Richard von Weizsäcker und Horst Köhler.

Der Frohsinn wird seit 32 Jahren von seinem Dirigenten Stephan Kassel musikalisch geleitet und begleitet. Geprobt wird montags um 19 Uhr im Bürgergarten an der Aktienstraße 80. Neue Chorbrüder sind immer herzlich willkommen.

Dieser Text erschien am 12. Juni 2017 in NRZ, WAZ und Mülheimer Woche

Donnerstag, 22. Juni 2017

Leute, lasst es euch schmecken

Ich habe einen an der Waffel. An heißen Sommertagen wie diesen soll das ja mal vorkommen. Doch es war nicht die Hitze, die meine Sinne betrübte, sondern die Tatsache, dass der Ofen aus ist.
Nicht für mich. Aber doch für eine Lokalität mit dem schönen Namen „Wunderwaffel“. Der Name war Programm. Denn die Waffeln dort schmeckten einfach wunderbar. Das sahen offensichtlich viele Mülheimer so, die dort ein- und ausgingen. Schon war ich geneigt, von einem Wirtschafts-Waffel-Wunder an der von Ladenleerständen gezeichneten Schloßstraße zu sprechen. Doch jetzt hat sich das Waffel-Wunderland an der Schloßstraße wieder in einen Ladenleerstand verwandelt.
An mir und anderen Innenstadtbewohnern kann es nicht gelegen haben. Doch am Ende haben wir mit Rücksicht auf unsere Waage vielleicht doch zu wenige Waffeln vernascht. Höchste Zeit, mal wieder ein Eis zu essen oder einen Kaffee zu trinken, damit sich die Eisdiele und die Cafés an der Schloßstraße nicht auch noch in einen Ladenleerstand verwandeln. Jeder muss seinen Beitrag zur Belebung der Innenstadt leisten.
Dieser Text erschien am 20. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

Mittwoch, 21. Juni 2017

Macrons Kandidaten siegt auch in der französischen Partnerstadt Tours




Das Tourainer Stadtwappen
Die französische Partnerstadt Tours, mit der Mülheim seit 1962 verbunden ist, bekommt erstmals eine deutsch-französische Parlamentsabgeordnete.
Wie Eliane Lebret vom Vorstand der Deutsch-Französischen Gesellschaft in Tours mitteilt, hat die deutsch-französische Unternehmerin Sabine Thillaye (58) mit 58:42 Prozent der Stimmen am vergangenen Sonntag die entscheidende Stichwahl gegen den konservativen Republikaner Fabrice Boigard gewonnen.
Thillaye, die bisher noch kein politisches Mandat inne hatte, wird damit als Abgeordnete der neuen Präsidentenpartei La République en Marche in die Pariser Nationalversammlung einziehen. Auch der zweite Tourainer Wahlkreis ging bei der Stichwahl an einen Kandidaten der neuen Präsidentenpartei von Emmanuel Macron. Hier siegte der 53-jährige Arzt und ehemalige sozialistische Gemeinderat Philippe Chalumeau mit einem Stimmenanteil von 54:46 Prozent der Stimmen über den Sozialisten Jean Patrick Gille. Mit 40 bis 43 Prozent bewegte sich die Wahlbeteiligung in den beiden Tourainer Wahlkreisen im niedrigen Landesdurchschnitt.
Wie erklärt sich der Wahlsieg von La République en Marche? Eliane Lebret formuliert es so: „Ich glaube, die meistens Wählerinnen und Wähler hatten eine Politik satt, die von lebenslang aktiven Berufspolitikern gemacht wurde und die von unaufhörlichen Konflikten und von Affären geprägt war. Die Franzosen sind bereit, so hoffe ich, Kompromisse zu machen, um ihr Land zu bewegen und die nötigen Reformen endlich in Gang zu setzen.“
In diesem Sinne beschreibt Lebret die Politik der siegreichen En-Marche-Kandidaten so: „Sie stehen für Respekt gegenüber ihren politischen Gegnern, für Europa und die internationalen Beziehungen, für eine bestimmte Freiheit in der Wirtschaft, aber auch für ein Minimum an ­staatlichem Schutz. Sie verstehen sich vor allem nicht als rechts oder links.“

Dieser Text erschien am 20. Juni 2017 in NRZ & WAZ

Dienstag, 20. Juni 2017

Ein flotter Dreier macht in Styrum Schule und sorgt für ganzheitliche Quartiersentwicklung

In der Mitte sehen wir von links nach rechts: Den Theaterpädagogen
Andreas Petri, Sven Schlötcke (Geschäftsführer des Theaters an der Ruhr)
Willy-Brandt-Schulleiterin Ingrid Lürig und den SWB-Geschäftsführer
Ulf Lennermann (Foto: @Grittner)
Ein Schüler lässt zum Auftakt des Theaterstücks „Götter. Wie die Welt entstand“ 13 Milliarden Jahre Universalgeschichte Revue passieren. Etwa 170 Sechst- und Siebtklässler der Styrumer Willy-Brandt-Schule schauen ihm dabei zu. Im Publikum sitzen auch Sven Schlötcke, der künstlerische Leiter und Geschäftsführer des Theaters an der Ruhr, SWB-Geschäftsführer Ulf Lennermann und Willy-Brandt-Schulleiterin Ingrid Lürig.
Abseits der Inszenierung macht diese Szene deutlich, welchen Lerneffekt aktives Theaterspielen haben kann. Da werden Inhalte erarbeitet und vor einem großen Publikum dargestellt. Das erfordert intellektuelle Disziplin, Konzentration und Rhetorik. Keine Frage. Wer eine solche Aufgabe bewältigt, gewinnt an Selbstbewusstsein und persönlicher Statur.

Poetry Slam in der Talentwerkstatt


Deshalb unterschreiben Theatermann Schlötcke, Schulfrau Lürig und SWB-Mann Lennemann an diesem Tag im Theater am Raffelberg einen zunächst auf drei Jahre angelegten Kooperationsvertrag, der das kreative und kommunikative Element des Theaterspiels ins Schulleben einbringen soll. Theaterpädagoge und Schauspieler Andreas Petri macht es möglich. „Das ist ein Teil unserer sozialen Verantwortung als großes Wohnungsbauunternehmen, dem es vor allem um eine gute Quartiersentwicklung geht. Und dazu gehört aus meiner Sicht auch eine gute Bildungslandschaft“, erklärt SWB-Chef Ulf Lennermann, warum sich sein Unternehmen als Geldgeber und Gastgeber in ungewöhlichen „Spielräumen“ für das Kooperationsprojekt engagiert, bei dem sich Theater und Schule verbinden, um im besten Sinne Synergie-Effekte zu erzielen. So ermöglich die SWB am 8. Juni (18 Uhr) einen Poetry-Slam-Abend in der gleich neben der Willy-Brandt-Schule gelegenen Talentwerkstatt.

Berührungsängste abbauen


„Schüler nehmen Eltern mit ins Theater, die sonst vielleicht nie ein Theater besuchen würden und bauen so Berührungsängste gegenüber der Kultur ab. Schüler und Lehrer können nicht nur im Deutsch-Unterricht, sondern auch in unserem Fach Darstellen und Gestalten von der Zusammenarbeit mit dem Theater an der Ruhr profitieren“, beschreibt Schulleiterin Ingrid Lürig den pädagogischen Mehrwert des Projektes. Theatermann Sven Schötcke sieht die Zusammenarbeit als einen Beitrag zur sozialen und kulturellen Netzwerkbildung vor Ort. Er unterstreicht: „Wenn Jugendliche durch das Theaterspielen in eine andere Rolle schlüpfen und die Welt damit durch andere Augen sehen, erfahren sie ästhetische und kulturelle Bildung, die eine Anstiftung zur Freigeisterei darstellt.“ 

Dieser Text erschien am 17. Juni 2017 in der Mülheimer Woche

Montag, 19. Juni 2017

Der Dümptener Hof im Wandel der Zeit: Ein Zeitsprung an der Mellinghofer Straße

Das Gasthaus Wilhelm Kneisel um 1900
Archivfoto Sammlung Udo Richter
Mit einem Foto aus dem historischen Mülheim-Kalender von Udo Richter springen wir  heute zurück ins Jahr 1901. Wir landen an der Ecke Mellinghofer Straße/Grüner Weg und stehen vor der Gaststätte und dem Hotel des Viehhändlers und Gastwirts Heinrich Kneisel. Später wird dieses gastliche Haus auch unter dem Namen Zur guten Quelle firmieren.

Heute speisen und logieren Gäste hier, an der Mellinghofer Straße 319, im Dümptener Hof. Das Hotel und Gasthaus wurde zwischen 1934 und 2016 von der Familie Bleckmann geführt. Sie ersetzte den Altbau Mitte der 70er Jahre durch den heutigen Neubau. 
Seit dem vergangenen Jahr ist Nader Movasaghi Inhaber des traditionsreichen Hauses. Sein Hotel bietet unter anderem 18 Gästezimmer.

Als die historische Aufnahme aus der Sammlung Udo Richters entstand, bestimmten noch Landwirtschaft und Bergbau das Bild im damals eher ländlich geprägten Dümpten.

Dass die Dümptener ihren Stadtteil bis heute als Königreich bezeichnen, hat mit den Jahren 1904 bis 1910 zu tun, als Dümpten eine von Paul Beuther geführte eigenständige Bürgermeisterei war.  Das Alte Bürgermeisteramt an der Mellinghofer Straße 275 und das ehemalige Kaiserliche Postamt an der Mellinghofer Straße 261 sind Zeitzeugen dieser Epoche.

Heute sind es ein knapp 400 Mitglieder zählender Bürgerverein, der 1960 gegründet wurde und Bürgerverein und die über 100 Mitglieder zählende, 1996 gegründete, Werbegemeinschaft Wir im Königreich, die das Wir-Gefühl im Stadtteil pflegen.


Dieser Text erschien am 19. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

Sonntag, 18. Juni 2017

"Meine Pflegerin und ich haben bald Silberhochzeit: Ein Firmenjubiläum im Zeichen des demografischen Wandels

"Familienfoto" zum Firmengeburtstag: Andrea und Martin Behmenburg (rechts
Felicitas und Justus Behmenburg mit Autorin Gudrun Heyder  (Mitte)
und Peter Behmenburgmit Kathrin Zimmermann (links)
Pflege Zuhause. Der Firmenname ist seit 25 Jahren Programm. Martin und Andrea Behmenburg staunen selbst, wie sich ihr ambulanter Pflegedienst im letzten Vierteljahrhundert entwickelt hat. „Wir haben zu zweit in unserer Wohnung an der Wallstraße begonnen und heute beschäftigen wir mit unserem Dienst 80 Mitarbeiter und pflegen rund 270 Patienten“, beschreiben die beiden gelernten Krankenpflegekräfte den Wandel ihres Unternehmens.
Dieser Wandel ist Ausdruck des demografischen Wandels. Unsere Stadt wird immer älter. Schon heute ist jeder dritte Mülheimer über 60. Nur einer von stadtweit 30 ambulanten Pflegediensten, die es heute in Mülheim gibt, existiert noch länger als Pflege Zuhause. „Damals gingen die Leute noch viel früher ins Altenheim oder wurde von Gemeindeschwestern und Sozialstationen der Wohlfahrtsverbände betreut. Heute wollen die meisten Menschen so lange, wie möglich zuhause leben und das ermöglichen wir ihnen mit unseren Dienstleistungen“, beschreibt Martin Behmenburg das veränderte Anforderungsprofil für einen ambulanten Pflegedienst. „Neben Medikamentengabe, Behandlungspflege, Wundversorgung und sozialer Betreuung gehören auch Angebote der hauswirtschaftlichen Assistenz dazu“, ergänzt seine Frau Andrea.

Die nächste Generation arbeitet schon mit


Inzwischen arbeiten auch ihre Kinder Felicitas und Justus als Pflegedienstleiter mit im ambulanten Pflegedienst, der ab August auch eine ambulante Tagespflege anbieten wird. Seine großzügigen Räumlichkeiten, gleich gegenüber dem Flughafen, an der Brunshofstraße gelegen, machen diese Erweiterung möglich. Nach der Wallstraße, der Honigsbergerstraße und dem Sunderplatz ist das Haus an der Brunshofstraße 6 bis 8 inzwischen der vierte Firmensitz des Pflegedienstes. „Wir mussten 2013 umziehen, nach dem uns unser Mietvertrag am Sunderplatz gekündigt worden war. Aber inzwischen hat sich der Ortswechsel für uns als Glücksfall erwiesen“, sagt Andrea Behmenburg,
Neben ihr und ihrem Mann gehören auch Kathrin Zimmermann und Martins Bruder Peter Behmenburg als Sozialarbeiter zur Start- und Stammbesatzung des 1992 gegründeten Pflegedienstes. Sie stehen für den Sozialdienst, der niederschwellige Treffen für dementiell veränderte Patienten anbietet und Pflegebedürftige sowie ihre Angehörigen berät, wenn es um die Feststellung des Pflegebedarfs und den Erwerb eines Pflegegrades geht, von dem die finanzielle Unterstützung durch die Pflegeversicherung abhängig ist.

„Es geht für uns darum, die zu leistende Pflegearbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen und neben den Angehörigen auch Nachbarn ins das Netzwerk der Helfer einzubeziehen, damit niemand überfordert wird“, unterstreicht Peter Behmenburg. In diesem Zusammenhang weist sein Bruder Martin darauf hin, „dass etwa 80 Prozent der Menschen, die wir in der ambulanten Pflege betreuen, auch von pflegenden Angehörigen durch den Alltag begleitet werden und ihnen so ermöglichen, zuhause und nicht im Altenheim leben zu müssen.“

Starke Biografien


Die Journalistin Gudrun Heyder hat den Pflegedienst der Behmenburgs ein Jahr begleitet und dabei mit Mitarbeitern und Patienten gesprochen, um für die Jubiläums-Broschüre der Behmenburgs lesenswerte Portraits zu schreiben. Wer in ihrer rund 170 Seiten starken Broschüre, die von Walter Schernstein mit aussagekräftigen Fotografien und durch ein lesefreundliches, von Kathrin Zimmermann gestaltetes, Buch Sätze liest, wie: „Der Kontakt zu Menschen ist mein Ding!“ – „Am schönsten ist das freie und selbstverantwortliche Arbeiten!“ – 

Vertrauen, das Flügel verleiht"


„Unser gegenseitiges Vertrauen verleiht mir Flügel“ oder: „Meine Pflegerin und ich haben bald ‚Silberhochzeit‘“, begreift den Kern dessen, was ambulante Pflege in Zeiten des demografischen Wandels leisten kann und leisten muss. Zu eben diesem demografischen Wandel gehört es aber auch, wie Martin Behmenburg erzählt, „dass wir heute Mitarbeiter aus aller Herren Länder haben und immer mehr junge Zuwanderer die ambulante Pflege als Ausbildungsberuf für sich entdecken.“

Dieser Text erschien am 23. Mai 2017 in der Mülheimer Woche

Samstag, 17. Juni 2017

Der Tatkräftige: Als Platzwart beim HTC Uhlenhorst ist Peter Adamczyk als Techniker, Handwerker, Gärtner und Mensch gefordert

Peter Adamczyk

In seinem früheren Berufsleben war Peter Adamczyk Elektriker und Hochspannungstechniker. Der 56-jährige Familienvater hat bei Stadtwerken gearbeitet, im Bergbau und später für eine private Elektrofirma.

Die schickte ihn im Jahr 2000 zum HTC Uhlenhorst. „Hier war viel zu reparieren. Fast der gesamte Maschinenpark und einige Versorgungsleitungen waren defekt“, erinnert sich Adamczyk.

Er ging ans Werk und begeisterte seine Auftraggeber mit seinem Elan so sehr, dass sie ihm ein Angebot machten. Er sollte Platzwart werden und damit zuständig für alle technischen, handwerklichen und gärtnerischen Arbeiten auf einer 35 000 Quadratmeter großen Anlage.

„Erst hatte ich Angst und habe mir gedacht, dass wird zu viel Arbeit für mich. Doch dann hat mich die Aufgabe gereizt, zumal ich mich damals neu orientieren wollte“, erzählt Adamcyk.
Unterwegs zu sein und zu neuen Ufern aufzubrechen, war für ihn nichts neues. Der 1961 als Sohn einer deutschstämmigen Familie im oberschlesischen Kattowitz geborene Adamczyk, kam in den 80er Jahren aus Oberschlesien ins Ruhrgebiet. „Hier lebten bereits einige meiner Verwandten und ich sah mehr Lebensperspektiven, als in meiner polnischen Heimat“, erinnert sich der Platzwart des HTCs. Mit seinem  dicken Schlüsselbund und wachen Augen, streift der Mann in festem Schuhwerk und grauer Latzhose, fast, wie ein Hausmeister über das Vereinsgelände.

Bäume, Wiesen und Sträucher, zwei Kunstrasenplätze für die Hockey-Damen und Herrn, zwölf Ascheplätze, eine Tennis- und eine Hockey-Halle und ein Clubhaus mit Außengastronomie lassen den Uhlen-Park wie ein Paradies für sportive Naturliebhaber erscheinen. Darauf angesprochen, lacht Adamczyk und meint: „Die Idylle und das Vergnügen der anderen ist meine Arbeit.“

Die Plätze müssen regelmäßig gewässert und gereinigt werden, damit sich keiner der Sportler aus den 40 HTC-Teams beim Training oder beim Spiel verletzt. Große Flächen kann er mit einer speziellen Kehrmaschine bearbeiten, die wie ein klobiger Golfcaddy anmutet. Doch wenn es um Sauberkeit und den Grünschnitt am Rade der Gehwege, Sportplätze und Zuschauertribünen geht, greift der Platzwart auch zur Heckenschere, zum Kehrblech und zum Besen.

Wer den HTC-Platzwart während seines Arbeitstages, der um 7.30 Uhr beginnt und um 16 Uhr endet, begleitet, erlebt keinen Leerlauf. Die Arbeit eines Platzwartes erinnert zuweilen an König Sisyphos. Die Arbeit endet nie. Hier müssen Baumäste beschnitten werden, die  auf den Hockey-Platz hinüberragen. Dort muss die Tür in einem Umkleideraum repariert und an anderer Stelle eine LED-Leuchte ausgewechselt und eine Abwasserleitung wieder instandgesetzt werden.

Die Tribüne braucht einen neuen Anstrich. Die Wasserdüsen und Pumpwerke, die die Tennis- und Hockey-Plätze mit jährlich 7000 Kubikliter Wasser  anfeuchten und so bespielbar halten müssen gesteuert und gewartet werden. Mit Schrecken erinnert sich  Adamczyk an eine Europa-Cup-Woche mit Dauerregen, „als wir uns von der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft entsprechende Spezialmaschinen ausleihen mussten um 7000 Quadratmeter Kunstrasenplatz wieder trocken zu bekommen.“

Wenn Adamczyk von „Wir“ spricht, dann meint er seinen Kollegen Achim Siedler, der den Mann für alle Fälle unterstützt und in Urlaubszeiten vertritt. Denn im Sommer gönnt sich der Platzwart mit Ehefrau Margarete eine dreiwöchige Auszeit, um Verwandte in Polen zu besuchen oder auf Mallorca am Strand die Seele baumeln zu lassen. Und nach Feierabend sind Margarete und Peter Adamczyk am liebsten als Spaziergänger oder als Radfahrer unterwegs.

„Das ist schon viel Arbeit“, sagt Platzwart Adamcyk mit Blick auf seinen vielseitigen und verantwortungsvollen Beruf, der den ganzen Mann fordert. Doch den Wechsel vom Elektriker zum technischen, gärtnerischen und handwerklichen Allrounder des HTC Uhlenhorst“, hat der 56-Jährige nie bereut. „Früher hatte ich nur mit Maschinen zu tun, heute habe ich auch viel mit Menschen zu tun und wenn ich die Begeisterung sehe, mit der vor allem Kinder und Jugendliche hier ihren Sport betreiben, weiß ich, dass sich mein Einsatz lohnt“, sagt Adamczyk.

Dieser Text erschien am 17. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung  

Freitag, 16. Juni 2017

Hilfsbereite Müßiggänger

Müßiggänger. Dieser Begriff hat in unserer Leistungsgesellschaft etwas Anrüchiges. Auch ich habe mich schon bei der Frage erwischt: Was machen eigentlich die Leute, die scheinbar über Stunden in und vor Cafés und Kneipen sitzen und den Tag tot schlagen.

Jetzt weiß ich es. Diese Müßiggänger haben die Energie und die die entspannte Aufmerksamkeit, die ihren geschäftigen und gehetzten Zeitgenossen oft fehlt. Ausgerechnet vor einer Bier-Gaststätte brach mir gestern mein Schlüsselring. Während ich noch in meiner Schock-Starre verharrte, pflückten die fröhlichen Biertrinker, die die Sonne an der Schloßstraße genossen, meine Schlüssel vom Straßenpflaster. Mir fiel ein Stein vom Herzen und die Erkenntnis in meinen Erfahrungsschatz, dass der Müßiggang als höchste Lebenskunst nicht unbedingt aller Laster, sondern auch aller Hilfsbereitschaft Anfang sein kann.

Dieser Text erschien am 15. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

Donnerstag, 15. Juni 2017

Fronleichnam: Die Frohe Botschaft auf die Straße getragen

Fronleichnamsprozession auf der Pastor-Jakobs-Straße
Am Donnerstag nach Pfingsten gingen die katholischen Christen, wie hier rund 250 Gemeindemitglieder aus der Zentralgemeinde St. Mariae Geburt, mit Gebet, Gesang und dem der den Leib Christi symbolisierenden Hostie durch ihr Stadtviertel, um von der Frohen Botschaft des christlichen Glaubens Zeugnis abzulegen. In seiner Eingangspredigt beschrieb der emeritierte Weihbischof Franz Grave die traditionelle Fronleichnamsprozession als Sinnbild für einen von Liebe, Hoffnung und Glaube inspirierten Lebensweg. Mit einer kleinen Andacht vor dem Medienhaus am Synagogenplatz beteten die Teilnehmer der Fronleichnamsprozession unter anderem für den sozialen Frieden in unserer Stadt.

Mittwoch, 14. Juni 2017

Zu reif für die Marktwirtschaft

Oma und Opa wundern sich. Ihr Enkel steht plötzlich vor ihnen. Sie freuen sich darüber. Doch, dass der Junge in zerrissenen Jeans vor ihnen steht, macht ihnen Sorgen. Haben Tochter und Schwiegersohn ihre Arbeit verloren und können dem armen Jungen keine neue Hose kaufen? Oma und Opa ist es nicht fremd, eine Hose oder ein Hemd zu tragen, das schon mal bessere Tage gesehen hat. Das war im und nach dem 2. Weltkrieg. Da waren sie so alt wie ihr Enkel heute. Und sie waren froh, wenn sie mit heiler Haut den nächsten Tag erlebten und dabei  etwas am Leibe trugen und mehr  im Leibe hatten, als einen knurrenden Magen. Der Enkel beruhigt seine Großeltern. „Das trägt man heute so. Das ist modisch voll im Trend.“ Oma und Opa verstehen die Welt nicht mehr.

Dass Menschen freiwillig viel Geld für zerrissene Hosen bezahlen, will ihnen nicht den Kopf. Sie sind als Menschen, die Not nicht nur aus dem Fernsehen kennen, zu reif, um unsere Marktwirtschaft zu begreifen, die davon lebt, Menschen Dinge zu verkaufen, die sie nicht brauchen. Doch sie ahnen mit Blick auf so manche Mode, die sich auch jenseits der textilen Mode breit macht, dass man heute nicht ganz dicht sein muss, um Erfolg zu haben. Hauptsache, man verkauft sich gut und findet Menschen, die sich für dumm verkaufen lassen.

Dieser Text erschien am 12. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

Dienstag, 13. Juni 2017

Die Schmökerstube feierte ihr zehnjähriges Bestehen

Ursula und Bernhard Haake
Hier kann man erstklassigen Lesestoff aus zweiter Hand für kleines Geld bekommen und damit die Stadtbibliothek im Medienhaus am Synagogenplatz unterstützen. Von der Schmökerstube ist die Rede, die jetzt ihr zehnjähriges Bestehen feiern konnte.
Man findet die Schmökerstube dort, wo die Schloßstraße in die Eppinghofer Straße übergeht und gleichzeitig an den Kurt-Schumacher-Platz grenzt. In der kleinen Buchhandlung arbeiten 30 Ehrenamtler, die sich aus 27 Frauen und 3 Männern zusammengefunden haben. Sie liegt in bester Lage, wenige Schritte vom Forum-Haupteingang entfernt, gleich neben einem Ärztehaus, einem Akustiker und einem Eiscafé. "Aus Liebe zum Buch" steht auf einem Plakat an der Eingangstür an der Eppinghofer Straße 27-29.

Unterstützung für die Stadtbibliothek


Der Slogan ist seit zehn Jahren Programm. Die Idee einer ehrenamtlich geführten Schmökerstube brachte die damalige Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld 2006 von einem Besuch in der Bücherstadt Langenberg mit und lief damit beim Vorsitzenden des Freundeskreises der Stadtbibliothek, Bernhard Haake, offene Türen ein. "Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Aber vor der Eröffnung der Schmökerstube, die 2007 ihr erstes Quartier in Räumen des Centrums für bürgerschaftliches Engagement an der Wallstraße bezog, mussten wir mit unseren Büchern, die wir zugunsten der Stadtbibliothek verkaufen, von einem Stadtteilfest zum nächsten tingeln", erinnert sich Bernhard Haake. 

Eine indirekte Einnahmequelle für das Medienhaus

Zusammen mit seiner Frau Ursula hält er im Schmökerstubenteam die organisatorischen Fäden in der Hand. "Wir erwirtschaften hier etwa die Hälfte unserer Einnahmen", unterstreicht Haake die Bedeutung der Schmökerstube. Kein Wunder, dass er also nicht nur seinen ehrenamtlichen Mitstreitern, sondern auch der Ideengeberin Dagmar Mühlenfeld und dem benachbarten Apotheker Patrick Marx dankte. 

Denn Marx, den die Mülheimer auch als Vorsitzenden der Bürgerstiftung kennen, macht es mit seiner finanziellen Unterstützung möglich, dass der Freundeskreis der Stadtbücherei die Miete für das Ladenlokal der Schmökerstube bezahlen kann. Natürlich schloss sich beim Geburtstagsfest auch die Leiterin der Stadtbibliothek, Claudia vom Felde, dem Dank an die Freunde, Förderer und Mitarbeiterinnen der Schmökerstube an und wünschte sich, "dass es diese Schmökerstube noch lange geben wird."

Die Schmökerstube an der Eppinghofer Straße 27-29 ist dienstags, mittwochs und donnerstags (jeweils von 14 bis 18 Uhr) und samstags bon 10 bis 14 Uhr geöffnet. Dann kann man dort nicht nur Bücher kaufen, sondern auch eigene Bücher zum, Verkauf als Spende abgeben.

Dieser Text erschien am 5. Juni 2017 im Lokalkompass und in der Mülheimer Woche

Sonntag, 11. Juni 2017

Labour gewinnt die Wahl in der englischen Partnerstadt Darlington

Tom Nutt
Wie ist die britische Unterhauswahl in Mülheims Partnerstadt Darlington ausgegangen? Der Labour-Stadtrat und Vorsitzende der Twintown-Association in Darlington, Tom Nutt, gibt Auskunft.

Wer gewann in Darlington?
Die Labour-Abgeordnete Jenny Chapman hat ihren Parlamentssitz behalten und mit einem Vorsprung von 3280 Stimmen gewonnen. Bei einer Wahlbeteiligung von fast 68 Prozent erhielt sie 50,6 Prozent der Stimmen. Der Kandidat der Konservativen, Peter Cuthbertson, kam auf  43,3 Prozent.

Wer ist Jenny Chapman und wofür steht sie politisch?
Die Psychologin Jenny Chapman wurde 1973 in Darlington geboren. Sie ist Mutter von zwei Kindern. Sie  hat gewonnen, weil sie sich für den Erhalt des Krankenhauses und des Gesundheitsdienstes in Darlington eingesetzt hat. Sie ist Brexit-Ministerin im Schattenkabinett von Labour-Chef Jeremy Corbyn.

Was erwarten Sie nach der Wahl?
Es sieht jetzt so aus, dass wir im Parlament  eine politische Hängepartie ohne klare Mehrheiten bekommen. Das bedeutet Chaos. Ich hoffe, dass dieser Umstand dazu führen wird, dass es vielleicht zu einer zweiten Volksabstimmung über die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU kommen wird. Und das wir dann ein anderes Ergebnis haben werden, als bei der ersten Abstimmung.

Darlington und Mülheim sind seit 1953 Partnerstädte. Die Stadt im Nordosten Englands hat heute rund 92.000 Einwohner. Sir lrbrn von Industrie, Dienstleistungen und Landwirtschaft. Die Ursprünge der Partnerstadt reichen bis ins elfte Jahrhundert zurück. 1825 hielt hier die erste Eisenbahn der Welt.

Dieser Text erschien am 10. Juni 2017 in NRZ und WAZ

Samstag, 10. Juni 2017

Die Zielstrebige: Glauben und Naturwissenschaften: Das passt für die islamische Biologiestudentin Mendufa Baran nicht nur im Fastenmonat Ramadan gut zusammen: Beruflich zieht es die junge Frau in die medizinische Forschung

Mendufa Baran
Mendufa Baran ist ohne Kopftuch unterwegs. Für eine junge Muslima, wie sie ist das keine Selbstverständlichkeit. Doch für die 20-jährige Biologiestudentin ist es eben genau das. Selbstverständlich. „Ich bin nicht bereit dazu“, sagt sie mit Blick auf das Kopftuch.

Doch die gläubige Muslima respektiert ihre Glaubens- und Geschlechtsgenossinnen, die sich für das Kopftuch entschieden haben. Und die respektieren ihre Entscheidung. Man merkt es beim Fastenbrechen in der Fatih-Moschee an der Sandstraße. Baran und ihre Glaubensschwestern lassen sich nach Sonnenuntergang das Festmahl schmecken, das Gemeindemitglieder für etwa 200 Gäste zubereitet haben. Man scherzt und spricht miteinander. Die Atmosphäre ist entspannt. Man begegnet sich auf Augenhöhe. Was auffällt ist die Tatsache, dass Männer und Frauen getrennt voneinander essen und trinken.

„Ich komme im Fastenmonat Ramadan nicht jeden Abend zum Fastenbrechen in die Moschee. Denn das gemeinsame Essen, Trinken und miteinander sprechen im Kreis der Familie oder bei Freunden liegt mir mehr“, gibt Mendufa Baran zu. Dennoch findet sie es gut, dass die Gemeinde das Angebot des gemeinsamen Fastenbrechens macht und sich dabei auch für Gäste öffnet. „Sich Zeit füreinander zu nehmen und sich auf das Wesentliche konzentrieren!“ Darin lassen sich der islamische Fastenmonat Ramadan in Barans Augen mit christlichen Hochfesten, wie Ostern und Weihnachten vergleichen.

„Wie kannst du das nur machen?“ fragen sie oft nicht-muslimische Freunde, wenn die Sprache auf den islamischen Fastenmonat kommt. Baran, die während des derzeit andauernden Fastenmonats zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang weder isst noch trinkt, empfindet das Fasten nicht als Opfer. Während des Ramadans klingelt ihr Wecker bereits um 3 Uhr, damit sie noch vor Sonnenaufgang ihr Frühstück für den Tag einnehmen kann. Haferbrei mit Bananen und Honig! „Ich besiege meinen inneren Schweinehund. Und ich werde ruhiger“, beschreibt die junge Frau in T-Shirt, Jeanes und Lederjacke den Mehrwert des Fastens. Auch das Beten tut ihr gut. „Normalerweise bete ich fünfmal pro Tag. Im Ramadan nehme ich mir auch noch Zeit für ein sechstes Gebet“, erzählt Baran. „Das tut mir gut, weil es mich ruhig macht und für mich, wie eine Meditation ist“, versichert sie.

Nicht nur zuhause, bei ihren Eltern in Dümpten, oder in der Moschee an der Sandstraße, sondern auch in einem Gebetsraum an der Ruhruniversität in Bochum nimmt sich die Biologiestudentin Zeit für das Zwiegespräch mit Gott. Kann man als Naturwissenschaftlerin an Gott glauben? „Ja, natürlich“, sagt Baran. „Ich glaube auch an den Urknall und die Evolution. Aber dahinter sehe ich das, was wir als Menschen nicht wirklich begreifen können, die schöpferische Kraft Gottes, den wir Muslime Allah nennen. Gerade, wenn sie, wie jetzt im Uni-Labor unter dem Mikroskop die Physiologie und Anatomie von Tieren und Pflanzen studiert, wird ihr die unglaubliche Logik und Systematik der Natur bewusst, die sie als einen Hinweis auf einen Schöpfer versteht.

„Seit ich Biologie studiere, gehe ich mit ganz anderen Augen durch die Stadt, achte und bewundere auch kleine Pflanzen am Straßenrand, die ich früher nicht gesehen habe“, erklärt die Nachwuchswissenschaftlerin.

Ihre berufliche Zukunft sieht sie in der medizinischen Forschung. Dazu inspiriert hat sie „der spannende Unterricht meines Biologielehrers Rolf Eilken“, erinnert sich die Studentin an ihre Schulzeit am Gymnasium Broich. Motiviert hat sie aber auch die Bekanntschaft mit chronisch kranken Menschen, die bis heute auf ein heilendes Medikament warten müssen. „Ihnen will ich helfen“, sagt Baran. Sie sagt es so entschlossen, dass man ihr eine Karriere in der medizischen Forschung wünscht.

Doch Baran weiß. Der Weg zu ihrem Ziel ist weit und voller Zumutungen. Dazu gehören nicht nur lange Uni-Tage voller Übungen, Vorlesungen und Tests, sondern auch die Nachmittags- und Abendstunden, die sie in einem Supermarkt mit Kassieren und Einräumen verbringt, um ihr Studium zu finanzieren. All das braucht Kondition. Die holt sie sich im Fitnessstudio oder eben beim geselligen Fastenbrechen im Kreise von Freunden und Familie. “Liebe geht durch den Magen“, sagt Baran und lacht. Gar nicht lachen können Baran und ihre islamischen Glaubensgeschwister aus der Fatih-Moschee über die Gewalt islamistischer Fanatiker, die ihren Terrorismus religiös begründen und damit den Islam und die Muslime in Misskredit bringen. „Islamistischer Terror hat nichts mit dem Islam zu tun“, betont Mendufa Baran und zitiert den Koran: „Wer einen unschuldigen Menschen tötet, der tötet die ganze Welt“

Allen beunruhigenden Nachrichten zum Trotz, sieht die gläubige Naturwissenschaftlerin die Zukunft im immer multikultureller werdenden Deutschland optimistisch: „Wir können nur gewinnen, wenn wir voneinander lernen“, ist Baran überzeugt. 


Dieser Text erschien am 10. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

Freitag, 9. Juni 2017

Otmar Müller: Der Mann mit der Trompete und dem Taktstock geht in den Ruhestand

Otmar Müller
Am 5. Mai kann man Otmar Müller noch einmal in seinem Element erleben. Denn dann wird der 65-jährige Trompetenlehrer zum letzten Mal das Sinfonieorchester und das Blasorchester der Musikschule dirigieren, ehe er sich Ende des Monats in den Ruhestand verabschiedet. Das Konzert in der Stadthalle beginnt um 18 Uhr. Für ermäßigte 4 Euro oder für reguläre 7,50 Euro ist man als Zuhörer und Zuschauer mit von der musikalischen Partie.
Wenn der zweifache Familienvater Ende Mai zum nur noch selbstbestimmt musizierenden Privatmann wird, der vielleicht noch bei dem einen oder anderen kleinen Konzert einspringt, kann er auf 29 bewegte Berufsjahre als Musikschullehrer und als für die Holz- und Blechblasinstrumente zuständiger Fachbereichsleiter zurückblicken. Zunächst in Wesel und ab 1988 in Mülheim hat Müller Menschen aus allen Generationen auf den Weg des Musizierens gebracht. Einige seiner Schüler sind heute selbst als Musikschullehrer oder als Orchestermusiker tätig.

Ein Schüler sagt Danke


Maximilian Bovermann, der zurzeit die achte Jahrgangsstufe des Gymnasiums Heißen besucht, schreibt in einer Laudatio auf seinen Musikschullehrer Otmar Müller: „Für seine Konzerte wählte der Bachliebhaber gerne Musikstücke aus der Barockzeit und bekannte Filmmusik aus. Doch auch einem Vollblutmusiker passieren mal Fehler. So verriet Otmar Müller in einem Interview, dass er bei einem Beethovenkonzert den letzten Paukeneinsatz vergaß und den Taktstock zu früh senkte. Nach seinem Abschiedskonzert im Mai wird er den Taktstock weitergeben, aber die Trompete wird ihn weiter begleiten.“

Auch als Orchestermusiker aktiv


Neben seiner pädagogischen Arbeit in der Mülheimer Musikschule, die 2018 ihren 65. Geburtstag feiert, musiziert und dirigiert Otmar Müller bis heute im ehemaligen Orchester des Theaters Oberhausen. Seit sich die Nachbarstadt das Orchester nicht mehr leisten konnte und wollte, ist das 44-köpfige Ensemble als gemeinnütziger Orchesterverein auf den Bühnen unterwegs.

Auch wenn ihm seine musikpädagogische Arbeit, unter anderem mit 100 jungen Orchestermusikern zwischen 13 und 25 Freude gemacht hat, freut er sich jetzt doch auch darauf, im Ruhestand ein bis zwei Gänge zurückschalten zu können. Auf seinem Weg in den neuen Lebensabschnitt, begleiten Müller schöne Erinnerungen, etwa an zahlreiche Konzertreisen durch Europa und Israel, an gemeinsame Konzerte mit der legendären Woodhouse-Jazzband oder an gefeierte Open-Air-Konzerte in der Freilichtbühne.

Dieser Text erschien am 2. Mai 2017 im Lokalkompass und in der Mülheimer Woche vom 2. Mai 2017

Donnerstag, 8. Juni 2017

250 Bürger kamen zum Frühlingsempfang der CDU in die Stadthalle

Astrid Timmermann-Fechter
Manchmal ist es gut, wenn man nicht tut, was alle tun. Die CDU dürfte sich wohl gefreut haben, dass sie schon seit Jahren nicht mehr zu einem Neujahrs,- sondern zu einem Frühlingsempfang in die Stadthalle einlädt. Dieser Empfang kam der CDU jetzt gerade recht, um vor rund 250 Gästen aus allen Teilen der Bürgerschaft die heiße Phase des Landtagswahlkampfes einzuläuten.
CDU-Chefin Astrid Timmermann-Fechter machte deutlich, dass sich ihre Partei vor allem jenen Menschen verpflichtet fühlt, die als Arbeitnehmer, Unternehmer, als ehrenamtlich engagierte Bürger oder als Eltern und Großeltern unsere Gesellschaft tragen und ihr soziales Fundament bilden.

Mehr Wachstum und Investitionen


„Nordrhein-Westfalen ist zurzeit Spitze bei der Staatsverschuldung, Stauland Nummer eins, aber Schlusslicht bei den Bildungsinvestitionen und dem Wirtschaftswachstum. Das wollen wir ändern“, machte die Bundestagsabgeordnete deutliche, welche Baustellen eine von CDU-Chef Armin Laschet geführte Landesregierung nach der Landtagswahl vom 14. Mai als erstes bearbeiten würde. Der CDU-Landtagsabgeordnete überließ es einem Imagefilm, seine politischen Ziele, seine Person und seine parlamentarische Arbeit vorzustellen. Er beließ es an diesem Abend bei einem grundsätzlichen Appell: „Gehen Sie zur Wahl und geben Sie ihre beiden Stimmen für die Kandidaten einer demokratischen Partei ab“, so Hendriks: „Das sollte uns unsere Demokratie wert sein, um die uns viele Menschen in der Welt beneiden.“

Baustelle Innere Sicherheit


Gastredner Dr. Günter Krings, parlamentarischer Staatssekretär aus dem Bundesinnenministerium, wies vor allem auf Handlungsbedarf beim Thema Innere Sicherheit hin. „Es kann doch nicht sein, dass das Risiko, Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, in Nordrhein-Westfalen fünfmal so hoch ist, wie in Bayern und das in NRW nur zwei Prozent aller Wohnungseinbrüche aufgeklärt und vor Gericht landen“, unterstrich der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Mönchengladbach.

Fördermittel des Bundes weiterreichen


Nicht nur mit Blick auf die Versorgung der zu uns gekommenen Flüchtlinge forderte der Chef der CDU-Ratsfraktion, Wolfgang Michels, die Landesregierung auf, die Fördermittel des Bundes in größerem Umfang als bisher an die Kommunen weiterzuleiten. Michels: „Menschen in Not muss geholfen werden! Allerdings können die Kosten hierfür nicht beim schwächsten Glied in der Kette, der Kommune, abgeladen werden.“ In diesem Zusammenhang wies der Fraktionschef der Christdemokraten darauf hin, dass der Stadt Mülheim während der Jahren 2013 bis 2015 bei der Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge Kosten von 48 Millionen Euro entstanden seien, sie aber im Rahmen des NRW-Stärkungspaktes Kommunalfinanzen zeitglich aber nur 30 Millionen Euro erhalten habe.


Dieser Text erschien am 7. Mai 2017 im Lokalkompass und in der Mülheimer Woche

Mittwoch, 7. Juni 2017

Vom Schulhaus zum Wohnhof: Ein Zeitsprung am Fünter Weg

Die Schule am Fünter Weg
Archivfoto Buschmann
Mehr als 100 Jahre - bis 2013 - lernten hier Kinder fürs Leben. Eines von ihnen war der 1925 geborene Friedrich Buschmann, der die historische Aufnahme für diesen Zeitsprung zur Verfügung gestellt hat.  Heute wohnt er mit seiner Frau in der Stadtmitte. Damals stand sein Elternhaus am Hingberg. Von dort aus ging er täglich zur Schule. Die hieß damals Wilhelmschule und war eine evangelische Volksschule, ehe sie 1968 in eine städtische Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt wurde.

Am 1. April 1932, auf dem Höhepunkt der Welwirtschaftskrise, in der bis zu sechs Millionen Deutsche ihre Arbeit verloren, begann dort für Friedrich Busschhaus der Ernst des Lebens. „Ob ich damals eine Schultüte zum ersten Schultag bekam, weiß ich gar nicht mehr. Ich erinnere mich nur daran, dass unserer Lehrer damals noch sehr jung war und Willinger hieß“, erzählt Buschhaus. Er erinnert sich auch noch daran, dass er über 40 Klassenkameraden hatte und dass er in seiner Freizeit in der CVJM-Gruppe der Gnadenkirche aktiv war, weil die Eltern nicht wollten, dass er zum Jungvolk und zur Hitler-Jugend ginge.

2014 konnte Buschmann in der Gnadenkirche den 75. Jahrestag seiner Konfirmation feiern. Zu diesem Zeitpunkt war seine alte Schule schon Geschichte. Zurzeit ist das Schulhaus am Fünterweg eine Baustelle. Denn aus dem Schulhof soll ein Wohnhof mit 33 Wohnungen werden, in dem Menschen mit und ohne Behinderung und aus allen Generationen gemeinsam wohnen wollen. Eine Kooperation mit der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft macht es möglich. Der Einzug ist im Juni 2018 geplant.

Dieser Text erschien am 6. Juni 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

Ihre Wiege stand in Mülheim

  Der Mülheimer Heimatforscher Dirk von Eicken liebt Geschichte(n), die nicht jeder kennt. Eine dieser Geschichten hat er für die  Internets...