Früher pilgerten die alten Mülheimer zum Kirchenhügel, zu Sankt Peter und Sankt Marien. Heute pilgern sie, so sie denn in der Innenstadt wohnen, zum Forum, um ihren täglichen Bedarf zu decken.
Shoppen statt beten. „Ich kaufe ein, also bin ich“, folgen wir heute dem materialistischen Zug der Zeit und beten still, dass der Inhalt unseres Portemonnaies noch für den nächsten Einkauf reichen möge.
Doch am Samstagnachmittag ließ ein junger Mann mit seinem imposant aufgeklappten Konzertflügel die Käufer-Karawane im Café-Dreieck zwischen Rick’s, Leonardo und Alex mit seiner unüberhörbaren Klaviermusik aufhorchen. Viele eilige Einkäufer hielten inne und lauschten andächtig den himmlischen Klängen. Es war, als wollte jemand sagen: Und wir leben doch nicht vom Brot allein, selbst wenn wir nicht ganz ohne unser tägliches Brot auskommen..
Ob der Tonkunst des jungen Pianisten, spendierte der eine oder andere Mithörer dem jungen Mann am Klavier gerne eine Münze, die nicht besser hätte investiert werden können, wenn sie Tags darauf beim sonntäglichen Kirchgang in einen Klingelbeute geworfen worden wäre.
Ich hätte doch auf meine Mutter hören sollen und das Klavierspiel erlernen sollen. Denn ich musste mit den wunderschönen, wenn auch teilweise doch etwas zu kräftig angeschlagenen Klaviertönen im Ohr, einsehen: „Wer Klavier spielen kann hat nicht nur bei den Frauen Glück, und das selbst dann, wenn er auf der Straße steht. Wenn das mal kein Wunder ist.
Dieser Text erschien am 31. Juli 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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