Mittwoch, 20. September 2017

Ein Zeitsprung am Leinpfad

Postlkartenansicht um 1900 (Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Müller Flora. Der Name ist in Mülheim ein Begriff. Generationen von Mülheimern haben hier in einem urwüchsigen Birgarten mit dichtem Baumbestand ein kühles oder warmes Getränk mit Ruhrblick genossen, sich eine Bratwurst im Schatten gegönnt oder sonntags Jazz gehört.

Heute schauen wir dort auf die 1882 von Katharina und August Müller eröffnete Müller Flora und das im ehemaligen Biergarten und im ehemaligen Bootshaus und Café Leinpfad errichtete Hotel am Ruhrufer. Als der Rat der Stadt 1992 den Hotelbau zwischen Dohne und Leinpfad genehmigte, Bäume gefällt wurden und der Biergarten auf einen schmalen Streifen schrumpfte, regte sich der Bürgerprotest. Die Grünen, allen voran Peter Holderberg, gingen im Biergarten auf die Bäume und sammelten 12 000 Unterschriften gegen das Projekt, Vergebens.

Schaut man auf die Postkarte aus dem Bestand des Stadtarchivs, springt man zurück ins Jahr 1900. Auf der Ruhr schippert ein Boot mit der schwarz-weiß-roten Fahne des Deutschen Kaiserreiches.  Die Kohlekähne, die noch im 19. Jahrhundert über die Ruhr fuhren, sind damals schon Vergangenheit. Die Weiße Flotte ist noch Zukunftsmusik. Für sie heißt es erst 1927 „Leinen los!“
Zwischen Leinpfad und Dohne, sieht man nicht nur das dichte Grün des Biergartens der Müller Flora, sondern auch den Schornstein des 1875 an der Dohne errichteten Wasserwerkes. Das Wasserwerk wird fast ein Jahrhundert stehen, ehe es 1970/71 von der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft abgerissen und durch ein neues Wasserwerk mit einer zeitgemäßen Wasseraufbereitungsanlage ersetzt wird.  

Dieser Text erschien am 18. September 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

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