Ein Soziologe, so las ich es jetzt in unserer Zeitung, empfiehlt den christlichen Kirchen kürzere und einladendere Gottesdienste, um die Kirchenbänke samstags und sonntags wieder besser zu besetzen.
Mir sind noch zweistündige Hochämter mit Weihrauchberieselung in fragwürdiger Erinnerung, bei denen auch der best konditionierte Christenmensch an die Grenzen der Besinnungslosigkeit gelangen kann. Warum soll also auch bei der Predigt in der Kirche nicht gelten, was uns Journalisten von Ausbildern und Vorgesetzten immer wieder gepredigt wird: In der Kürze liegt die Würze. Von einem Pfarrer erfuhr ich jüngst, dass die Aufmerksamkeitsspanne seiner alltagsgeplagten Schäfchen beim Hören der Predigt zwischen sieben bis acht Minuten liege.
Immerhin. Lieber tolle fünf Minuten auf der Kanzel in einer hoffentlich gut geheizten Kirche mit orthopädisch unbedenklichem Kirchengestühl als 140-Zeichen-Tweitterbotschaften von Donald Trump, bei denen es einem kalt über den Rücken läuft. Eines macht uns der amtierende US-Präsident allerdings deutlich. Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er nicht immer auch Verstand. Und allein diese Tatsache sollte uns das Beten lehren.
Dieser Text erschien am 18. November 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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