Dienstag, 24. April 2018

Schüler sollen von Schülern digital lernen: 150 Berufsschüler des Berufskollegs Stadtmitte machten mit und stellten ihre Berufs-Videos bei einem Workshoptag an der Kluse jetzt 160 Pädagogen und der NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer vor

Nur 13 Prozent der Schulen im Land haben schnelles Internet: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer  (hier zu Gast am Berufskolleg Stadtmitte) will mit sechs Milliarden Euro dafür sorgen, dass es 100 Prozent werden.
Lernen. Das hieß früher Lesen, dem Lehrer zuhören und aufschreiben. „Wenn ich mich heute über die Grundregeln der Hygienewissenschaft oder über die Krankheitsbilder von Diabetes oder Neurodermitis informieren möchte, rufe ich im Internet entsprechende Lehrvideos auf“, berichtet die angehende Krankenpflegerin Lena Märi Hellriegel. Ihre Mitschülerin und Kollegin Fiona Littmann schreibt sich lieber entsprechende Textstellen aus dem Internet heraus, während sich die angehende Sozialarbeiterin Kim Lorena-Gertsen mathematische Formeln auch gerne per Lehrvideo aus dem Internet erklären lässt.

Die drei jungen Frauen, die das Berufskolleg Stadtmitte besuchen, haben sich zusammen mit 147 Mitschülern an dem von der Europäischen Union geförderten Lernprojekt Digital Insights – World of Work beteiligt. Mit Unterstützung der Techniker ihrer Schule haben sie ein Drei-Minuten-Video über das Thema Pünktlichkeit gedreht. Ihr Video war nur einer von 20 Kurzfilmen, die jetzt bei einem Workshoptag am Berufskolleg Stadtmitte interessierten Pädagogen und NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer vorgestellt wurden und zeitgleich auf die neue Internetplattform workXplorer.net  eingestellt worden sind. Die neue Internetplattform, auf der man nicht nur Kurzfilme, sondern auch Texte und technische Hinweise findet, soll Jugendlichen helfen, sich im Dschungel der derzeit mehr als 350 Ausbildungsberufe zurechtzufinden. „Schüler sollen von Schülern lernen“, beschreibt Lena Märi Hellriegel die Idee, die hinter dem digitalen Lernprojekt steht.

„Wir haben uns durch unsere gemeinsame Projektarbeit intensive damit auseinandersetzt, welche Fähigkeiten und Eigenschaften man im Berufsleben braucht“, beschreibt Fiona Littmann ihren Lernprozess. Für die angehende Sozialarbeiterin Kim Lorena-Gertsen war es spannend, sich mal mit dem Thema Filmschnitt, Drehorte, Requisitenbeschaffung und Selbstorganisation auseinanderzusetzen.“
Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Situationskomik haben die Berufsschüler gearbeitet, um in ihren Kurzfilmen zu zeigen, was Unpünktlichkeit bedeutet, wenn die Operation einer Patientin verschoben werden muss, weil die eingeteilte Krankenschwester auf sich warten lässt, wenn die Dosis eine Medikamentes in der Apotheke falsch berechnet wurde oder ein Manager seinen Geschäftstermin im Ausland verpasst, weil die Mitarbeiterin im Reisebüro seinen Namen falsch geschrieben und entsprechend falsch an die Fluglinie weitergegeben hat. Und auch wenn  Frau Müller in der Patientenkartei unter D landet, weil es die Arzthelferin in der Ordnung nicht so genau nimmt, kann das für die Praxis und ihren Arzt kleine Ursache, große Wirkung bedeuten. „Wir wollen den analogen Unterricht nicht abschaffen, sondern durch individuelles digitales Lernen ergänzen,“ betont Berufsschulleiter Jörg Brodka.


Sie machten Digital Insight World oft Work erst möglich


Jörg Brodka, Elisabeth Mackscheidt, Martin Borges, Judith Dimke-Schrader, Lehrer am Berufskolleg Stadtmitte, haben die Grundlagen für das digitale Lernprojekt zur Erstellung berufsorientierender Videoblogs in einem internationalen Workshop mit Kollegen aus Danzig und Modena erarbeitet.

Das EU-Programm Erasmus stellte für das Projekt Digital Insight World of Work 250 000 Euro zur Verfügung.

Dieser Text erschien am 24. April 2018 in NRZ & WAZ

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