Dienstag, 15. Mai 2018

Hüsch lesen lohnt sich

Vorleser Wolfgang Hausmann in der Fünte

Er war kein lauter, aber ein scharfsinniger und einfühlsamer Kabarettist und Autor. Wolfgang Hausmann liest am Freitagabend in der Fünte Hanns Dieter Hüsch mit seinen Texten lebendig werden. Gastgeber Frank Bruns hatte recht: „Sie könnten heute Abend auch an der Ruhr sein, aber das wäre ein großer Fehler!“

30 Zuhörer entdeckten in der alten Kultur-Kneipe an der Gracht 209 den 2005 verstorbenen Hüsch neu, der über sich und seine Landsleute vom Niederrhein gesagt hat: „Der Niederrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären!“ Eine pure Untertreibung, wie Hausmanns Hüsch-Abend zeigte, an dem man den 1925 in Moers geborenen Kabarettisten, Buchautor, Chansonier, Rundfunkmoderator, Synchronsprecher, Gelegenheitsschauspieler und Heimorgelspieler als Poeten und Philosophen kennen lernte und seine Impulse mit nach Hause nahm.

O-Ton-Hüsch in seinem Gedicht gegen ein rechthaberisches Christentum: „Mein Glück soll auch dein Glück, dein Leid soll auch mein Leid sein. Gottes Liebe möge auch unsere Liebe sein, auf das er uns in den Garten des Erbarmens und auf Wege führe, die wir bisher nicht zu betreten wagten, denn er will mit dem Menschen gehen und ihn nicht gebückt, sondern aufrecht und fröhlich sehen.“ Mit seinem literarisch-biografischen Hüsch-Abend, an dem er auch eine 1973 entstandene Schallplatte mit Hüsch-Chansons zu Gehör brachte, zeigte Hausmann, wie man auch in „Zimmerlautstärke“ große Kleinkunst auf die Bühne bringen kann: Noch einmal Hüsch im O-Ton mit seinem Lied für die Verrückten: „Für die Verrückten will ich singen, für die Geschlagenen und gegen die Verschlagenen, gegen die, die über Leichen gehen und für die, die unter den Leichen sind, gegen die, die Geschichte machen und für die, mit denen Geschichte gemacht wird, gegen die, die immer mehr und alles und für die, die immer weniger und nichts haben. Denn die Erde gehört uns allen. Und Gott sitzt in einem Kirschbaum und schaut uns zu. In seine Liebe will ich mich versenken, die unsere Seele wieder zu einem Instrument der Zärtlichkeit macht!“

Am Ende des Abends gab Hausmann seinen Zuhörern den Rat mit auf den Heim: „Lesen Sie mal wieder öfter Hüsch. Es lohnt sich“ Diesen Rat kann man nur weitergeben.

Dieser Text erschien am NN. Mai in der Neuen Ruhr Zeitung

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